Tendenzen in der Rohstoffgewinnung
und -nutzung
In den Jahren seit der Wiedergründung des Landes
Brandenburg war eine wechselvolle Entwicklung der Nutzung der einheimischen
Rohstoffe der Steine und Erden Industrie zu beobachten.
Betrug die Förderung an Steine- und Erdenrohstoffen im Jahr 1992 lediglich
21,5 Mio t, so wurde sie in den darauf folgenden Jahren bis 1996 stetig
gesteigert (siehe Tab. 1). Schwerpunkte der Rohstoffgewinnung sind vor
allem die Kreise Elbe-Elster, Märkisch-Oderland, Barnim und Oberspreewald-Lausitz.
Für das Land Brandenburg wurde auf den "Steine- und Erden Tagen" 1995
und 1997 herausgestellt, dass die Steine- und Erdenindustrie als eine
der Grundlagen des Konjuktur- aufschwunges, der wesentlich von der Bauwirtschaft
getragen wird, anzusehen ist.
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1994
|
1995
|
1996
|
1997
|
1998
|
1999
|
2000
|
2001
|
Kiessande/Sande |
21,1
|
22,9
|
24,6
|
22,7
|
20,9
|
18,8
|
17,0
|
13,9
|
Quarz/Quarzsande |
2,7
|
4,4
|
3,8
|
3,0
|
4,5
|
4,4
|
5,0
|
5,0
|
Kalkstein |
2,7
|
2,8
|
3,6
|
3,8
|
3,8
|
3,6
|
3,5
|
3,7
|
Grauwacke |
2,8
|
2,6
|
2,5
|
2,4
|
2,5
|
2,5
|
2,5
|
2,5
|
Ton |
0,5
|
0,7
|
0,9
|
1,0
|
0,8
|
1,0
|
1,0
|
0,9
|
Torf |
0,2
|
0,1
|
0,1
|
0,1
|
0,04
|
0,1
|
0,004
|
0,003
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Summe |
30,0
|
33,5
|
35,5
|
33,0
|
32,5
|
30,4
|
29,0
|
26,0
|
Tab. 1: Förderzahlen Steine- und Erdenrohstoffe
in Brandenburg, in Mio t
(Quelle LBB)
Der Steine- und Erdenbergbau schaffe und sichere
Produktion und Beschäftigung weit über den eigenen Bereich hinaus.
Etwa 60 % der Betriebe sind klein- und mittelständisch und haben
weniger als 10 Beschäftigte. Es ist davon auszugehen, dass jeder
im Steine- und Erdenbergbau Beschäftigte weitere 5 Arbeitsplätze
im Transportgewerbe und der nachfolgenden Weiterverarbeitung schafft.
Seit 1997 geht die Förderung an Steine- und Erdenrohstoffen stetig
zurück. Die Gründe dafür sind hauptsächlich im Stagnieren der Bauwirtschaft
seit 1996 zu sehen. Hierbei war die brancheninterne Entwicklung
jedoch uneinheitlich. Während der gewerbliche Bau und Industriebau
deutliche Einbußen zeigten, legte der Wohnungsbau zu. Auf das Problem
möglicher Überkapazitäten der Steine- und Erdenindustrie in Brandenburg
(z.B. bei Kalksandsteinwerken) reagierte das Wirtschaftsministerium
Ende 1996 mit der Entscheidung, die Errichtung neuer Werke über
bereits erteilte Bewilligungen hinaus nicht mehr aus Landesmitteln
zu fördern. Inwieweit von der Rohstoff- und Bauwirtschaft künftig
wieder verstärkte Wachstumsimpulse ausgehen, hängt insbesondere
von der Weiterentwicklung der Verkehrsprojekte des Bundes sowie
von der Reaktion der Bauherren auf die veränderten steuerlichen
Rahmenbedingungen ab.
Insbesondere die öffentliche Hand hat direkten Einfluss auf den
Rohstoffverbrauch, da im Bundesmaßstab ca. 60 % der gesamten Steine-
und Erdenproduktion für öffentliche Bauvorhaben benötigt werden.
In Brandenburg dürfte dieser Anteil aufgrund des großen Anteils
von Baumaßnahmen an infrastrukturellen Einrichtungen noch größer
sein.
1998 wurde für das Gebiet der gesamten Bundesrepublik eine Prognose
über die mittel- bis langfristige Nachfrage nach oberflächennahen
Primärrohstoffen vorgelegt, das sogenannte Fleckenstein-Gutachten.
Der Kern des Prognoseansatzes liegt in der Erfassung des Bauwerksbestandes
und der Prognose seiner Zu- und Abgänge bis zum Jahr 2040. Dazu
wurde ein Erwartungskorridor abgebildet, der im Ergebnis eine langfristige
deutliche Verringerung der Nachfrage nach Steine- und Erdenrohstoffen
voraussagt.
Bedarfsschätzungen für Steine- und Erdenrohstoffe im Land Brandenburg
sind oft schwer mit einander vergleichbar, da nicht in jedem Fall
der Bedarf des Landes Berlin einbezogen wird. Da Berlin jedoch allseitig
von Brandenburg umschlossen wird und Berlin-Brandenburg zunehmend
einen gemeinsamen Wirtschaftsraum bildet, kommt man nicht umhin,
den Rohstoffbedarf für beide Länder gemeinsam zu betrachten, auch
wenn Berlin eine Reihe von rohstoffwirtschaftlichen Sonderbeziehungen
aufweist. Gemeint sind damit die trassengebundenen Materialströme
an Steine- und Erdenrohstoffen in die Hauptstadt hinein, die an
Brandenburg regelrecht "vorbeigehen". So beziehen Großbaustellen
im Zentrum von Berlin einen Großteil ihrer Betonzuschlagstoffe auf
dem Schienenweg aus Sachsen-Anhalt, ferner erreichen auf den Wasserstraßen
Kiessand- und Zementtransporte aus Polen die Hauptstadt.
Der Bedarf an Steine- und Erdenrohstoffen betrug in den alten Bundesländern
in den vergangenen Jahrzehnten ca. 10 t pro Einwohner und Jahr.
In den neuen Bundesländern lag dieser Wert im Durchschnitt der letzten
10 Jahre bei 12 bis 15 t pro Einwohner und Jahr und liegt auch heute
noch über dem der alten Bundesländer.
Aus jetziger Sicht kann jedoch von der Annahme ausgegangen werden,
dass sich der Bedarf in den neuen Bundesländern nicht zuletzt aufgrund
der Rezession der Baukonjunktur innerhalb weniger Jahre dem bundesdeutschen
Durchschnitt angleichen wird. Für Berlin-Brandenburg können weiter
leicht höhere Bedarfswerte von ca. 11 - 12 t pro Einwohner und Jahr
über die nächsten Jahre angenommen werden, die mit dem weiteren
Verkehrswegebau bzw. dem Hauptstadtausbau begründet werden können.
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