5. Zusammenfassender mineralogisch-chemischer Vergleich der Kaoline

Die untersuchten Kaolinvorkommen im Nordsudan lassen sich nach der genetischen Klassifikation von BRISTOW (1980) in primäre und sekundäre Kaoline unterteilen (Abb. 100).

Abb. 100: Genetische Klassifikation nach BRISTOW (1980) der sudanesischen Kaoline.

Bei dieser Einteilung bleibt unberücksichtigt, daß sekundäre Kaoline und andere Tone nach ihrer Ablagerung durch diagenetische Prozesse verändert werden können. Art und Ausmaß der diagenetischen Überprägung sind oftmals schwer zu beurteilen. So können beispielsweise noch höhere Gehalte an unverwittertem Feldspat in den primären Verwitterungsprodukten enthalten gewesen sein, die erst nach der Umlagerung zu Kaolinit verwitterten. Denkbar sind auch smektit- oder illitreiche Tone, die z.B. durch organische Spuren in Kaolinit umgewandelt wurden (CUCHROV 1978).

Auch für die kaolinreichen Sedimente im Sudan scheint eine diagenetische Überprägung, zumindest partiell wirksam gewesen zu sein. BUSSERT (1993a) vermutet, daß die Sedimente der Wadi Milk, der Omdurman und der Shendi Formation durch hydrolytische Lösung instabiler Mineralphasen innerhalb der Zone der fluktuierenden Grundwasseroberfläche verändert wurden. Als Merkmale hierfür nennt er die Korrosion von Quarzkörnern, die Bildung sekundärer Porenhohlräume sowie die Bildung authigener Mineralphasen.

Nach den eigenen Untersuchungen und denen von BRINKMANN (1985) sind in den Hochflut-Kaolinen von Merkhiyat sowie teilweise in den anderen Kaolinen im Raum Omdurman eine größere Anzahl von Kaolinit-"booklets" enthalten, die wahrscheinlich ein authigenes Wachstum anzeigen. Durch Verwitterung von Feldspat in einer langzeitig konstanten Umgebung können nach KELLER (1978) an den Kontaktflächen zum Feldspat gut ausgebildete "booklets" auftreten. Neben Feldspäten sind möglicherweise auch Glimmer als primäre Mineralphasen für diese Kaolinit-Aggregate verantwortlich (RÖSLER 1988). Die Kaoline vom Jebel Umm Ali und Salawa hingegen zeigen im Dünnschliff keine "booklets". Auch konnten in den untersuchten Kaolinen keine deutlich angelösten Quarzkörner festgestellt werden, wie dies beispielsweise bei den diagenetisch gebildeten Flintclays aus dem Wadi Kalabsha (S-Ägypten) zu beobachten ist (FISCHER 1989). Relativ hohe Illitgehalte im Salawa-Kaolin sowie geringe Feldspatanteile im Kaolin vom Jebel Umm Ali belegen zusätzlich, daß eine intensive diagenetische Überprägung zumindest in diesen Kaolinen nicht stattgefunden hat.