2.2 Stratigraphie
Die sedimentäre Entwicklungsgeschichte des Phanerozoikums
im nordostafrikanischen Raum läßt sich in den paläozoischen Zyklus
(Kambrium - Unterkarbon), den Karoo Zyklus (Oberkarbon - Unterjura) und
den Nubischen Zyklus (Oberjura - Oberkreide) unterteilen (KLITZSCH 1986,
KLITZSCH & SQUYRES 1990).
2.2.1 Paläozoischer Zyklus
Während des Kambriums herrschten in großen Teilen des Nordsudans
und Ägyptens Abtragung vor. Lediglich in N-Ägypten (W-Sinai, Wadi
Qena) sind frühkambrische Sedimente vorhanden, die unter marginal-marinen
Bedingungen abgelagert wurden (SEILACHER 1990).
Im späten Kambrium erfolgte von Norden her eine Transgression,
die sich während des Ordoviziums und des Silurs bis in den Sudan erstreckte.
Grund hierfür war die Entwicklung einer durch Bruchschollentektonik verursachten,
strukturellen Depression mit NNW-SSE-streichendem Relief (KLITZSCH 1970,
1986, KLITZSCH & SEMTNER 1993). Die generelle Neigung der Platte war seit
dem Pan-Afrikan nach N bzw. NW gerichtet.
Am Jebel Uweinat, im Gebiet der nordwestlichen ägyptisch-sudanesischen
Grenze, konnten flachmarine Sandsteine mit fluviatilen Einschaltungen
von groben bis konglomeratischen Sandsteinen mit Hilfe von Ichnofossilien
(Cruziana rouaulti) einem ordovizischen Alter
zugeordnet werden (KLITZSCH & WYCISK 1987). Diese mehrere Zehnermeter
mächtige Serie wird als Karkur Talh Formation
bezeichnet. Überlagert wird diese am Jebel Uweinat von der Umm
Ras Formation, die sich aus fluviatilen, deltaischen und flachmarinen
Sandsteinen silurischen Alters zusammensetzt. Spurenfossilien wie Cruziana
accacensis, Harlania harlani und Skolithos sp. wurden nachgewiesen.
Die Serie läßt sich weiter nach Süden in das Gebiet des Jebel Tawiga
und entlang des Steilhangs am Jebel Tageru bis hin zu den Dafur Bergen
verfolgen und dokumentiert eine rasch fortschreitende Transgression des
untersilurischen Meeres (KLITZSCH 1990). Am Jebel Tawiga liegen die Sandsteine
der Umm Ras Formation direkt auf dem verwitterten paläozoischen Grundgebirge
(vgl. Kap. 3.2). Liefergebiet für die klastischen Sedimente war ein NNW-verlaufendes
Schwellengebiet, das während des Silurs große Teile von Ägypten und dem
Sudan umfaßte (KLITZSCH & SEMTNER 1993). Die anschließende Regression
im obersten Silur hingegen erfolgte vergleichsweise langsam. Während dieser
Regressionsphase wurden vor allem im weiter nordwestlich gelegenen Murzuk-
und Ghadames-Becken (Libyen) bis zu 800 m mächtige, fluvial-deltaische
und küstennahe, klastische Sedimente abgelagert (KLITZSCH & SEMTNER 1993).
Die nachfolgende, rein fluviatile Tadrart Sandstein
Formation wird einem devonischen Alter zugeordnet. Eine sichere
Datierung konnte aufgrund mangelnder Fossilfunde für den NW-Sudan nicht
erreicht werden, jedoch machen lithofazielle und stratigraphische Vergleiche
mit Sequenzen im Kufra-Becken (Libyen) eine solche Alterseinstufung wahrscheinlich
(KLITZSCH 1969, WYCISK 1990). Die Serie ist im Gebiet des Jebel Uweinat,
Jebel Kissu und um den Jebel Tageru aufgeschlossen.
Im Nordsudan sind unterkarbonische Sedimente der Wadi
Malik Formation fast ausschließlich kontinentalen Ursprungs, während
weiter nördlich, im Gebiet des Abu Ras (SW-Ägypten), marine Einschaltungen
infolge der Transgression im Vise vorzufinden sind (KLITZSCH 1990). Die
Transgression folgte dabei weitgehend dem im Silur vorgegebenen Strukturmuster
(KLITZSCH & SQUYRES 1990).
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