6.2 Sekundäre Kaoline
Untersucht wurden fluviatil-limnische Kaoline aus dem Gedaref-Gebiet
sowie fluviatile kaolinitische Sand- und Siltsteine vom Jebel Umm Ali
und von Gureif in der Nähe von Salawa, am W-Ufer des Nils (SCHMIDT & STÖRR
1991, SCHMIDT 1992, STÖRR et al. 1993). Unter dem Gesichtspunkt einer
möglichen Verwendung der Kaoline wurden von diesen Vorkommen auch mehrere
Großproben für technologische Tests genommen. Eine smektitreiche Probe,
die einem kleineren Vorkommen bei Hashaba (Gedaref-Gebiet) entstammt,
wurde zum Zweck einer eventuellen Beimischung zu den Kaolinen in die Untersuchungen
miteinbezogen.
Aus Gründen der Vergleichbarkeit erfolgt die Darstellung
der Untersuchungsergebnisse für die unterschiedlichen Kaolintypen gemeinsam.
Die fünf Großproben lassen sich wie folgt charakterisieren:
a) |
Magarif, nördliches Setitufer
(Gedaref-Gebiet): Stark silifizierter hellgrauer Kaolin. Sedimentationsmilieu:
fluviatil-limnisch. |
b) |
Hashaba, südliches Setitufer
(Gedaref-Gebiet): Weniger stark silifizierter weißgrauer Kaolin. Sedimentationsmilieu:
fluviatil-limnisch. |
c) |
Jebel Umm Ali: Gering
verfestigter weißgrauer Kaolin mit geringen Hämatitanteilen, schlämmbar.
Sedimentationsmilieu: fluviatil, Hochflutablagerung. |
d) |
Salawa (Gureif): Siltiger
weißer Kaolin, schlämmbar. Sedimentationsmilieu: fluviatil, Hochflutablagerung.
|
e) |
Hashaba, südliches Setitufer
(Gedaref-Gebiet): Grüner smektitischer Ton. Sedimentationsmilieu:
fluviatil-limnisch. |
Im Rahmen der Voruntersuchungen wurden die jeweiligen Proben
auf ihre Dispergierbarkeit überprüft, was für eine erste Bewertung bzw.
die Applikation der Kaoline von entscheidender Bedeutung ist. Wie zu erwarten
war, zeigen die silifizierten Proben aus dem Gedaref-Gebiet im Vergleich
zu den übrigen Kaolinen eine sehr geringe Dispergierbarkeit. Das bedeutet
eine erhebliche Einschränkung der Applikationsmöglichkeiten, da eine Abreicherung
der Schadstoffe bzw. Anreicherung des Kaolinitanteils nur sehr begrenzt
möglich ist.
Ferner wurden die Großproben trocken und naß gemahlen und
die dadurch erzeugten Fraktionen untersucht. Von besonderer Bedeutung
für die technische Weiterverarbeitung ist dabei die Kornfraktion < 63µm.
Bei trockener Mahlung zeigen die Kaoline von Salawa und Umm Ali für diese
Fraktion erhöhte Anteile, im Falle einer nassen Mahlung trifft dies auch
auf die weniger silifizierte Probe von Hashaba zu (Abb. 109).
Um die Eignung für die Herstellung
keramischer Produkte zu überprüfen, wurden die ausgewählten vier
Kaolintypen mit unterschiedlichen Anteilen an Feldspat, smektitischem
Ton (Hashaba-Ton) sowie teilweise mit Soda vermischt und bei Temperaturen
zwischen 1100 °C und 1200 °C mit variablen Haltezeiten gebrannt. Als Maß
für die erreichte Sinterung wurde die Wasseraufnahme der Versuchskörper
nach dem Brand bestimmt. In den Mischungen zeigt der weniger silifizierte
Kaolin von Hashaba und der Kaolin vom Jebel Umm Ali die stärkste Sinterung.
Die Zugabe des smektitischen Hashaba-Tons erwies sich als nicht vorteilhaft.
Eine Reihe weiterer technologischer Parameter, wie Brennfarbe, Plastizität,
Trockenbiegefestigkeit, Brennschwindung und Sinterpunkt, wurden qualitativ
im Vergleich bestimmt (Tab. 34).
Abb. 109: Anteile für die jeweiligen Fraktionen nach trockener
und nasser Mahlung der Großproben in einer Kugelmühle. Trockene Mahlung
nach einer Grobzerkleinerung Fraktion 630-1000 µm, nasse Mahlung nach
Grobzerkleinerung Fraktion < 315 µm. Korngrößenbestimmung < 63 µm mit
Sedigraph 500. Angaben in Masse-% (nach STÖRR et al. 1993).
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Magarif
|
Hashaba
|
Salawa
|
J. Umm Ali
|
Dispergierbarkeit |
sehr gering
|
gering
|
gut
|
gut
|
Brennfarbe |
gelblich-grau
|
gelblich-grau
|
grau-weiß
|
gelblich-grau
|
Plastizität |
gering
|
mittel
|
mittel
|
gut
|
Trockenbiegefestigkeit |
gering
|
mittel
|
mittel
|
gut
|
Brennschwindung |
mittel
|
hoch
|
niedrig
|
niedrig
|
Sinterpunkt (Ausgangsmaterial) |
1350 °C
|
1450 °C
|
1630 °C
|
1400 °C
|
Tab. 34: Technologische Charakterisierung
der vier Kaolintypen.
Faßt man die Ergebnisse der Untersuchungen zusammen, so
sind sämtliche vier Kaolinvarietäten im Prinzip dafür geeignet, um daraus,
z.B. im Stapelbrandverfahren Wand- und Bodenfliesen herzustellen. Legt
man die technologischen Daten zugrunde, so müßten für die Fliesenherstellung
die Kaoline von Salawa und Umm Ali den Gedaref-Kaolinen (Magarif, Hashaba)
vorgezogen werden. Außerdem eignen sich sämtliche Kaoline für die Herstellung
von Steingutgeschirr oder auch Drainagerohre sowie Produkte für die Baustoffindustrie.
Für Sanitärkeramik eignen sich vornehmlich die gut schlämmbaren Kaoline
von Umm Ali und Salawa, bei denen eine Schadstoffabreicherung durch Naßaufbereitung
möglich ist, um den Weißgrad zu erhöhen. Nach den in der Keramikindustrie
üblichen Verarbeitungsmethoden lassen sich die silifizierten Gedaref-Kaoline
hingegen nach Aufmahlung nicht ohne eine zusätzliche, aufwendige Aufbereitung
für diesen Zweck verwenden.
Die geschätzten potentiellen Vorräte
der Gedaref-Kaoline betragen allein für das Setit-Gebiet mehrere
Milliarden Tonnen. In Anbetracht der großflächigen Verbreitung der Kaoline
wären die Vorräte über einen sehr langen Zeitraum gesichert. Der Kaolin
kann im Tagebau gewonnen werden, da oft keine oder nur eine geringmächtige
Überdeckung vorhanden ist. Wichtige infrastrukturelle Vorteile wären hier:
ausreichende Mengen an Wasser (Setit und Atbara) für die Aufbereitung,
eine mögliche Nutzung der Wasserwege für den Transport sowie die Nähe
zur Straße und Bahn.
Die potentiellen Vorräte der "Hochflut-Kaoline" vom Jebel
Umm Ali sind dagegen vergleichsweise gering. Eine Gewinnung der
Kaoline ist aufgrund der Überlagerung durch Sandsteine im Tagebau nur
bereichsweise möglich. Ein Tiefbau wäre jedoch nur mit einem erhöhten
Kostenaufwand möglich. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit dürfte somit
eine intensive Nutzung dieses Vorkommens nicht möglich sein.
Für die "Hochflut-Kaoline" westlich von Omdurman
wurden bislang keine eigenen anwendungstechnischen Untersuchungen durchgeführt.
Nach Angaben von BRINKMANN (1985), der die gering verfestigten Kaoline
an den Merkhiyat-Bergen untersuchte, lassen sich diese prinzipiell für
die Herstellung von Wandfliesen, Steingut, Steinzeug, Sanitärkeramik und
Porzellan verwenden. Voraussetzung für den feinkeramischen Bereich ist
allerdings eine Naßaufbereitung und eine Beimengung plastischen Tons.
Die Verwendung als Papierkaolin muß aufgrund der niedrigen Remissionsgrade
(52,1 - 60,4) ausgeschlossen werden, sofern keine chemische Nachbehandlung
beispielsweise mit Dithionit erfolgt. Über die Mächtigkeiten bzw. laterale
Ausdehnung dieses Vorkommens existieren keine detaillierten Informationen.
Bei einer grobgeschätzten flächenhaften Ausdehnung von 10 km x 1 km und
Mächtigkeiten von 2 - 5 m ergeben sich potentielle Vorräte in der Größenordnung
von ca. 50 - 130 Mio t. Da größtenteils nur geringmächtige Überdeckung
vorliegt, kann die Gewinnung im Tagebau erfolgen. Die übrigen Vorkommen,
wie z.B. am Jebel Barok oder Jebel Magrun, sind mit den Lagerungsverhältnissen
vom Jebel Umm Ali vergleichbar. Ihre laterale Ausdehnung liegt jedoch
meist unter hundert Metern, so daß eine Gewinnung unwirtschaftlich ist.
Der Kaolin von Salawa wird derzeit lediglich
für die Herstellung weißer Tünche für den Hausanstrich lokal genutzt.
Die nutzbaren Vorräte dürften 30.000 t nicht übersteigen. Auch hier kann
aufgrund der geringmächtigen Überdeckung eine wirtschaftliche Gewinnung
im Tagebau erfolgen. Durch die unmittelbare Nähe zum Nil stünde für eine
eventuelle lokale Naßaufbereitung auch ausreichende Mengen an Wasser zur
Verfügung. Der Transport des Kaolins zu Produktionsstätten in Shendi oder
auch nach Khartoum per LKW ist unproblematisch. Eine systematische Untersuchung
der näheren Umgebung nach weiteren Kaolinvorkommen ist nach eigener Einschätzung
nach erfolgversprechend.
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