6.2.1 Alunitreiche Kaoline

Im Osten des Gedaref-Gebietes, am Jebel Abu Tuyur und Jebel Umm Barakit, weisen die silifizierten fluviatil-limnischen Kaoline erhöhte Alunitgehalte auf (vgl. Kap. 4.2.6). Innerhalb der alunitreichen, ca. 20 m mächtigen Zone am Jebel Abu Tuyur wurden an 7 Proben folgende Mineralgehalte ermittelt (Tab. 35):

Mineral
arithm. Mittel
Masse-%
Std.-Abw.
Minimum
Masse-%
Maximum
Masse-%
Alunit
31,5
20,67
0,2
68,6
Kaolinit
30,2
16,73
9,8
62,6
Opal-CT / Quarz
34,4
8,63
17,6
45,4
Hämatit
1,5
0,77
0,6
3,0
Anatas
0,5
0,25
0,1
0,8
Goyazit
0,6
0,15
0,3
0,8

Tab. 35: Aus der chemischen Analyse ermittelte Mineralgehalte der alunitreichen Zone am Jebel Abu Tuyur (n = 7, Werte gerundet).

Prinzipiell sind Gesteine, die wenigstens 30% Alunit enthalten, als potentielle Rohstoffe für die Herstellung von Kaliumsulfat, Schwefelsäure und Aluminium zu betrachten (HALL & BAUER 1983).

Der Einsatz von Alunit als Rohstoff für die Aluminiumherstellung wurde in einer größeren Produktionsanlage in Kirovabad/Aserbaidjan praktiziert (B.G.R. & D.I.W. 1973, 1986), die auch noch gegenwärtig in Produktion steht. Für die Herstellung von 1 t Al2O3 werden ca. 6,6 t Alunit nach dem Kirovabad-Verfahren verarbeitet, wobei als Nebenprodukt 0,5 t K2SO4 und 1,15 t H2SO4 sowie Gallium und Vanadium anfallen (B.G.R. & D.I.W. 1973, 1978). Alternative Aufschlußverfahren, die in Pilotprojekten verschiedener Länder entwickelt wurden, sind der Alumet-, der UG- und der Kalunite-Prozeß (LANDI 1978). Das grundlegende Prinzip sämtlicher Verfahren besteht in einer sauren oder basischen Laugung des gemahlenen und gerösteten Materials, dem sich ein modifizierter Bayer-Prozeß anschließt (Abb. 110). Hierfür muß das Ausgangsmaterial möglichst frei von Tonmineralen und opalinen Phasen sein, da ansonsten durch das reaktive Silikat ein zu hoher Verlust an Aluminium und Soda entsteht (HALL & BAUER 1983).

Die auf Alunit basierende Aluminiumherstellung setzt generell größere Rohstoffvorräte mit entsprechend hohen Gehalten voraus. Durch das aktuelle Angebot an preisgünstigem Bauxit auf dem Weltmarkt (WOBBE 1992) ist jedoch die Wirtschaftlichkeit solcher Projekte fraglich geworden.

Eine Nutzung der alunitreichen Kaoline aus dem Gedaref-Gebiet für die Aluminiumherstellung kann aufgrund der geringen Größe des Vorkommens und der unvorteilhaften mineralogischen Zusammensetzung ausgeschlossen werden. Bei einem nur teilweise durchgeführten oder abgewandelten Aufbereitungsprozeß dieser Art und unter Verzicht auf das Endprodukt Aluminiumoxid ließen sich mit relativ geringem technischen Aufwand Düngemittel
[K2SO4, (NH4)2SO4] herstellen. In ähnlicher Weise kann aus Alunit durch Aufschluß mit Schwefelsäure Alaun (Kalinit K2SO4, Al2(SO4)3 x 24H2O) gewonnen werden (KÜHNEL 1950, RÖSLER 1988). Alaun findet hauptsächlich Verwendung in Bereichen der Heilkunde, Kosmetik, Lackfarbenherstellung, Weißgerberei und Textilfärberei. Besonders die beiden letztgenannten Anwendungsbereiche dürften für die sudanesische Kleinindustrie von Interesse sein.

Abb. 110: Alumet-Prozeß (nach HALL & BAUER 1983).

Um einem Abbau des alunitreichen Kaolins am Jebel Abu Tuyur durchzuführen, wäre vorab aber eingehend zu prüfen, ob Mächtigkeiten und Gehalte dort eine Gewinnung des Alunits tatsächlich rechtfertigen. Die bisher gewonnenen Daten können nur einer ersten Einschätzung dienen. Auch muß berücksichtigt werden, daß ein großer Teil der alunitischen Gesteine von ca. 15 m Kaolin und Basalt überdeckt wird. Die sehr grob und vorläufig geschätzten Vorräte liegen in der Größenordnung von 100.000 bis 150.000 t Alunit bei einem Durchschnittsgehalt von 30%.