2.2.4 Känozoische Entwicklung
Im folgenden wird die Entwicklung im Känozoikum vor allem
in Hinblick auf Verwitterungsprodukte und mögliche Ausgangsgesteine kurz
gestreift.
Westlich von Dongola, am Jebel Abyad, wird die oberkretazische
Kababish Formation konkordant von der Jebel Abyad
Formation überlagert, die hauptsächlich aus Karbonatgesteinen besteht.
Einschaltungen von Tonen und Mergeln sind i.w. auf die basalen Schichten
beschränkt. Funde von Lammellibranchiaten, Gastropoden, Ostracoden und
Foraminiferen lassen auf ein paläozänes bis eozänes Alter Schließen (BARAZI
1985). Das Ablagerungsmilieu, in dem es zur Bildung von Stromatolithen
und sabkhaähnlichen Sedimenten kam, lässt sich als subtidal bis supratidal
interpretieren (BARAZI & KUSS 1987). Die Präsenz magnesiumreicher Tonminerale
wie Sepiolith und Palygorskit in den Sedimenten wird von HENDRIKS et.
Al. (1990) als möglicher Anzeiger für feuchtwarme Klimabedingungen gesehen.
Eines der markantesten Ereignisse in NE-Afrika während des
Känozoikums ist der ausgeprägte Vulkanismus während des Tertiärs, insbesondere
die Bildung der äthiopischen Plateaubasalte,
die mit der Riftbildung und Öffnung des Roten Meeres in Verbindung steht
(VAIL 1978). Ausläufer dieser Basalte sind im Gebiet von Gedaref verbreitet,
wo sie die Gedaref Formation überlagern. Radiometrische Datierungen ergaben
ein Alter zwischen 31,6 Ma (K-Ar, LIPPOLT & HAUTMANN 1994 - pers. Mitt.)
und 33 Ma (K-Ar) (Oligozän) (GRASTY et al. 1963, MERLA et al. 1973). Die
Mächtigkeit der Basaltflüsse erreicht in der Nähe von Doka nahezu 600
m. Weitere Zeugen des post-mesozoischen Vulkanismus im Nordsudan sind
der Jebel Marra, die Tagabo-Hills, die Meidob Hills, die Wadi el Milk-Basalte,
die Basalte in der Bayuda-Wüste (BARTH & MEINHOLD 1979) sowie vereinzelte
Vulkanite in den nördlichen Red Sea Hills, die sich alle entlang einer
Linie in ENE-Richtung erstrecken (VAIL 1972). Nach ALMOND et. Al. (1984)
begann der Vulkanismus im Sudan, der überwiegend basaltische Gesteine
förderte, in der Oberkreide und hielt bis in die jüngste Zeit an.
Östlich von Atbara, nahe der Hudi Eisenbahnstation, treten
Blöcke molluskenführender Chertgesteine der Hudi
Chert Formation auf (WHITEMAN 1971). Auch im Nil-Tal, im Gebiet
zwischen dem Wadi Milk und dem Wadi Muqaddam sowie in der Shendi-Region,
sind diese Hudi-Cherts als lose Fragmente zu finden. Nach COX (1932) handelst
es sich ursprünglich um lakustrine Kalke, die sekundär silifiziert wurden
und wahrscheinlich ein obereozänes bis oligozänes Alter besitzen. Eine
präzise stratigraphische Einstufung steht jedoch noch aus. Eigene röntgenanalytische
Untersuchungen zeigen, dass es sich um nahezu reinen mikrokristallinen
Quarz handelt, ohne Beimengungen opaliner Phasen. Als Siliziumquelle hält
VAIL (1978) lokale Vulkane und heiße Quellen für möglich, aber auch SiO2-reiche
Verwitterungslösungen könnten für die Silifizierung verantwortlich sein.
Im Gebiet südlich von Khartoum, im Dreieck zwischen dem
Blauen und dem Weißen Nil, sind überwiegend smektitreiche Sedimente der
Gezira Formation verbreitet. Nach WHITEMAN
(1971) können innerhalb der Formation drei Einheiten unterschieden werden:
die "Mungata-Einheit" besteht aus einer Wechsellagerung von Tonen, Silten,
Sanden und Kiesen, in die auch Salzlagen eingeschaltet sind. Darüber folgt
die "Untere sandige Einheit" mit Sanden und gelegentlichen Einschaltungen
von Silt- und Tonlinsen. Die "Obere Ton Einheit" ("Gezira Clay") wird
als Hochflutablagerung eines verzweigten Flusssystems interpretiert (BERRY
& WHITEMAN 1968). AWAD & BREIR (1993) unterscheiden eine Untere- und eine
Obere Gezira Formation, die anhand von palynologischen Untersuchungen
vom Oligozän bis ins Pleistozän reicht, während WHITEMAN (1971) noch ein
ausschließlich pleistozänes Alter für die gesamte Gezira Formation annahm.
Eine polygenetische Entwicklung der Formation wurde von WHITEMAN (1971)
angenommen, der die beiden sandigen Einheiten als Derivate des Grundgebirges
und der "Nubischen Formation" erklärt. Die Gezira-Tone hingegen sind anhand
ihrer mineralogischen Zusammensetzung von den basaltischen Gesteinen des
äthiopischen Hochlands abzuleiten (ANDREW 1948, AWAD & BREIR 1993). Auch
wurden in der Oberen Gezira Formation von ADAMSON et. Al. (1982) vulkanische
Aschen nachgewiesen.
Im Einzugsbereich des Blauen Nil und des Dinder sowie westlich
von Kosti und vor allem im Südsudan ist die Umm
Ruwaba Formation verbreitet. Es handelt sich um fluviatile und
lakustrine Sedimente mit Mächtigkeiten bis zu 300 m (WHITEMAN 1971). Die
unterschiedliche Herkunft dieser fein- und grobkörnigen Sedimente, die
wahrscheinlich tertiäres bis pleistozänes Alter besitzen, lässt sich nach
WHITEMAN (1971) wie bei der Gezira Formation erklären. Möglicherweise
sind auch die "black cotton soils" der Gedaref-Region mit Teilen der Umm
Ruwaba und Gezira Formation zeitäquivalent.
Im Gedaref-Gebiet treten Sedimente auf, die nur im Bereich
der Flüsse Atbara und Setit vorkommen und dort die Entwicklung von typischen
"bad lands" verursachten. Sie überlagern teilweise junge basaltische Gangintrusionen,
so dass auf ein pliozänes bis quartäres Alter geschlossen werden kann.
MEUNIER et. Al. (1985) bezeichnen diese Sedimente als Karab
Formation.
Polymiktische Konglomerate, bestehend aus Quarzgeröllen,
silifizierte Hölzer und Sandsteine, Eisenkrusten sowie Cherts der Hudi
Chert Formation, die mit einer goethitischen Matrix verkittet sind, treten
im Wadi Milk, Wadi Mugaddam und am Jebel Buweiriq auf. Diese von FISCHER
(1989) als Wadi-Milk-Konglomerat beschriebenen Gesteine werden von WYCISK
et al. (1990) als Wadi Awatib Formation
benannt. Ein quartäres Alter wird angenommen.
Smektitreiche Böden, die als "black
cotton soil" bezeichnet werden, sind im Gedaref-Gebiet weit verbreitet.
Sie überlagern die Gedaref Formation sowie die tertiären Basalte und erreichen
Mächtigkeiten von mehr als 5 m. Eine basaltderivate Entstehung der wahrscheinlich
pleistozänen Böden kann, wie auch bei der Gezira Formation, aufgrund der
chemischen und mineralogischen Zusammensetzung angenommen werden. Eine
Gesamtübersicht der wichtigsten stratigraphischen Einheiten wird in der
Abb. 6 wiedergegeben.

Abb. 6: Stratigraphische Korrelation der
wichtigsten Einheiten im N-Sudan
(#: Kaolinvorkommen).
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