4.2.4.1 Bindungsverhältnisse der Spurenelemente
Die Bindungsverhälnisse der Spurenelemente an bestimmte
Mineralphasen soll mit Hilfe der Faktoren- und Clusteranalyse deutlich
gemacht werden, wie dies bereits für die Laterite vom Jebel Tawiga erfolgt
ist (Kap. 3.1.3.5). Da die Gedaref-Kaoline durch diagenetische Prozesse
der Silifizierung und Alunitisierung in ihrer ursprünglichen chemisch-mineralogischen
Zusammensetzung stark verändert wurden, sollte dies auch im Ergebnis der
Faktoren- und Clusteranalyse zum Ausdruck kommen.
Die Faktorenanalyse wurden
mit insgesamt 113 Proben und 20 Variablen durchgeführt. Hierbei konnten
5 Faktoren bei einem KMO-Wert von 0,78 ermittelt werden (Tab. 26).
Im Faktor 1 lädt Al2O3
und Glühverlust hoch positiv, SiO2
hingegen hoch negativ. Eine relativ starke Affinität zu diesem Faktor
besitzen auch Ga, Cr und Sc. Dieser Faktor
läßt sich als Kaolinitfaktor interpretieren. Das Silizium ist sowohl an
den Kaolinit als auch an Opal-CT bzw. Chalzedon gebunden. Der hohe negative
Wert zeigt somit die Bindung an zwei Mineralphasen an, die negativ miteinander
korreliert sind, d.h. je mehr Kaolinit vorhanden ist, um so geringer ist
der Opalgehalt. Gallium und Aluminium sind, wie in den meisten Fällen,
positiv zueinander korreliert. Chrom ist sowohl an das Aluminium als auch
an höhere Eisengehalte gebunden (Abb. 79). Trivalentes Chrom substituiert
bevorzugt Aluminium bis ca. 1% Cr2O3 (WEDEPOHL 1987).
Variable |
Faktor 1
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Faktor 2
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Faktor 3
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Faktor 4
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Faktor5
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SiO2 |
-0,82141
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Al2O3 |
0,93395
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.
|
.
|
.
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GV |
0,92181
|
.
|
.
|
.
|
.
|
Ga |
0,54769
|
.
|
0,71486
|
.
|
.
|
Cr |
0,72149
|
.
|
.
|
.
|
.
|
Sc |
0,65218
|
.
|
.
|
.
|
.
|
Ce |
.
|
0,95210
|
.
|
.
|
.
|
Nd |
.
|
0,95645
|
.
|
.
|
.
|
Sm |
.
|
0,96289
|
.
|
.
|
.
|
Sr |
.
|
0,56417
|
.
|
0,58553
|
.
|
P2O5 |
.
|
0,69161
|
.
|
0,50703
|
.
|
SO3 |
.
|
.
|
.
|
0,76405
|
.
|
K2O |
.
|
.
|
.
|
0,82409
|
.
|
Ba |
.
|
.
|
.
|
0,80366
|
.
|
Y |
.
|
.
|
0,54742
|
.
|
.
|
Nb |
.
|
.
|
0,89468
|
.
|
.
|
TiO2 |
.
|
.
|
0,88696
|
.
|
.
|
Zr |
.
|
.
|
0,75883
|
.
|
.
|
Fe2O3 |
.
|
.
|
.
|
.
|
0,87710
|
V |
.
|
.
|
.
|
.
|
0,78782
|
Eigenwerte |
6,34930
|
4,83861
|
2,61946
|
1,39931
|
1,17544
|
% Varianz |
31,8
|
24,2
|
13,1
|
7,0
|
5,9
|
Kum. % Varianz |
31,8
|
56,0
|
69,1
|
76,1
|
82,0
|
Tab. 26: Rotierte Faktor Matrix für 20 Variable
und 113 Proben (r > 0,5) der Gedaref-Kaoline.
Die Zusammenfassung von Ce, Nd, Sm,
Sr und P2O5 im Faktor 2 ist auf die gemeinsamen Eigenschaften der
Lanthaniden einerseits und ihre Bindung an die APS-Mineralphasen, in diesem
Fall Goyazit, zurückzuführen, wie dies bereits in ähnlicher Weise bei
den Kaolinen vom Jebel Tawiga deutlich erkennbar war.
Der Faktor 3 mit Ga, Y, Nb, Zr und
Ti kann als "Anreicherungsfaktor" interpretiert werden. Nach DEGENS
(1965) und BARDOSSY & ALEVA (1990) reichern sich die genannten Elemente
generell bei intensiver Verwitterung an. Die Konzentration von TiO2 und
Zr in Form von Anatas und Zirkon ist auf die Verwitterungsresistenz dieser
Minerale zurückzuführen. Aufgrund der Isotypie zwischen Zirkon und Xenotim
substituiert Yttrium das Zirkonium im Wirtsmineral Zirkon (RÖSLER 1988).
Im allgemeinen besteht zwischen Gallium und Aluminium (Faktor 1) bei Verwitterungsprodukten
eine positive Wechselbeziehung (McKENZIE 1957, LeRICHE & WEIR 1963, GILES
1964). Die Gedaref-Kaoline zeigen zusätzlich einen positiv linearen Zusammenhang
zwischen Ga - Ti und Nb. (Abb. 80). Auch JESPEN & SCHELLMANN (1974) verweisen
in bezug auf die Bauxitlagerstätte Weipa/Australien auf eine besonders
enge Beziehung zwischen Al, Ti und Ga (r > 0,95) und vermuten den Einbau
von Ti und Ga im Kaolinitgitter.
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Abb. 79: Korrelationen zwischen Cr und
Al2O3 und Fe2O3 im Gedaref-Kaolin |
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Abb. 80: Korrelation zwischen Ga und Al2O3,
TiO2 und Nb im Gedaref-Kaolin. |
Der Faktor 4 mit den Elementen
Sr, P, S, K und Ba läßt sich den Mineralen
Alunit und Goyazit zuordnen. Beide Mineralphasen gehören der APS-Gruppe
an. Der hohe Verwandtschaftsgrad innerhalb dieser Gruppe ist u.a. durch
die bivalente Diadochie in der Kationen- und Anionenposition gekennzeichnet.
Die generell enge Bindung des Vanadiums
an das Eisen, wie sie im Faktor
5 auftritt, wird von MASON & MOORE (1985) und von SCHELLMANN (1986)
beschrieben. Nach Untersuchungen von SCHWARZ (1992) an sudanesischen Eisenkrusten
ist auch hier das Vanadium hauptsächlich an Hämatit gebunden.
Die Ergebnisse der Faktorenanalyse sind in der Abb. 81 durch
die Faktorenräume graphisch dargestellt.

Abb. 81: Orthogonal rotierte Faktorladungen
(Varimax-Methode) im Koordinatensystem.
Die Clusteranalyse für die
Gedaref-Kaoline wurde mit der gleichen Proben- und Variablenanzahl wie
die Faktorenanalyse durchgeführt. Da im Dendrogramm im Vergleich zur Faktorenanalyse
keine alternativen Elementbeziehungen dargestellt werden können, kommt
es teilweise zu einer abweichenden Gruppierung.
Ausgehend von den größten Clusterabständen lassen sich zunächst
zwei Obergruppen erkennen (Abb. 82), die einerseits die Mineralphasen
Kaolinit, Hämatit, Anatas und Zirkon und andererseits Alunit, Goyazit
und Opal bzw. Chalzedon repräsentieren. Die erstgenannten Minerale entsprechen
einer für kaolinitreiche Sedimente typischen "primären" Mineralparagenese.
Alunit, Goyazit und Opal/Quarz hingegen können als "sekundäre", diagenetisch
bedingte Bildungen charakterisiert werden. Demzufolge zeigt auch Silizium
im Dendrogramm keine enge Beziehung zu den anderen Elementen. Auch in
der Faktorenanalyse lädt SiO2 im Faktor 1 hoch negativ, jedoch ist die
Beziehung zum Kaolinit durch die Verbindung mit dem Aluminium und dem
Glühverlust gegeben.

Abb. 82: Dendrogramm für Gedaref-Kaoline
(Ward Methode, n = 113).
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