4.2.5.2 Genetische Interpretation
der Silifizierung
Die komplexen Prozesse der Silifizierung werden in der Literatur,
meist am Beispiel von Silcretes, kontrovers diskutiert (GOUDIE 1973, SUMMERFIELD
1982, 1983a, 1983b, FÜCHTBAUER & VALETON 1988). Auch für
die Gedaref-Kaoline lassen sich verschiedene Modelle zur Erklärung
der großräumigen Silifizierung aufstellen. Zunächst sollen
jedoch das Löslichkeitsverhalten von Silizium und Aluminium, die
Mechanismen für die Kieselgelfällung sowie die Frage nach der
Quelle des Siliziums erörtert werden.
Bei der Verwitterung von Silikaten, besonders der Feldspäte,
wird ein Teil des SiO2 zusammen mit den Alkalien und Erdalkalien gelöst
und durch Oberflächen- oder Grundwässer abgeführt. So gehen
beispielsweise bei der Kaolinisierung von Kalifeldspat 43% des SiO2-Gehaltes
in Lösung (RÖSLER 1988). Neben neugebildetem Kaolinit bleiben
Quarz und andere stabile Mineralphasen zurück. Die pH-Werte variieren
bei der lateritischen Verwitterung im Bereich zwischen pH 5 und pH 9,
mit zunehmender Alkalinität steigt die Löslichkeit von SiO2
an. Das in diesem pH-Bereich nur geringlösliche Aluminium verbleibt
in der Verwitterungszone z.B. in Form von Kaolinit oder führt bei
intensiverer Lösung des Siliziums zur Bildung freier Aluminiumphasen
(Gibbsit, Böhmit, Diaspor). Bei niedrigen pH-Werten unter 4 ist die
Löslichkeit des Aluminiums hingegen wesentlich größer
als die des Siliziums. So lassen sich in stark sauren, sulfatreichen Wässern
hohe Konzentrationen an gelöstem Aluminiumhydroxid nachweisen, da
bei sehr niedrigen pH-Werten Mineralphasen wie Kaolinit oder Gibbsit instabil
sind (NORDSTROM 1982).
Der Fällungsmechanismus für Kieselgele aus verdünnten
Lösungen und deren Fixierung in einem entsprechendem Milieu wird
hauptsächlich durch die Parameter pH, Temperatur, Druck, Wasserbewegung,
Salinität, CO2-Gehalt, Oberfläche der Silikatphasen und der
Ionenkonzentration von Porenwässern gesteuert (LASCHET 1984).
Der Fällungsprozeß wird in der Literatur modellhaft
wie folgt beschrieben: In natürlichen Wässern liegt das Silizium
überwiegend in echter Lösung vor (MASON & MOORE 1985). Solange
die Gesamtkonzentration an Silizium im Wasser weniger als 100 - 140 mg
SiO2/l (25 °C) beträgt, liegt eine echte Lösung von Monokieselsäure
[H4SiO4 = Si(OH)4] vor. Wird hingegen die Konzentration von 140 mg SiO2/l
(25 °C) bei pH < 9 überschritten, kann das überschüssige
SiO2 mit der Zeit polymerisieren und entweder kolloide Suspensionen bilden
oder direkt ausfallen (YARIV & CROSS 1979).
Die Eigenschaft zur intermolekularen Wasserabspaltung (Kondensation)
ist eine charakteristische Eigenschaft der Kieselsäure. Die Geschwindigkeit
der Kondensation erhöht sich mit der Konzentration und Temperatur
der H4SiO4-Lösung und wird durch deren Acidität stark beeinflußt
(HOLLEMAN-WIBERG 1985). Lösungen bei einem pH-Wert von 2 sind am
beständigsten, während höhere oder niedrigere pH-Werte
die Kondensationsgeschwindigkeit erhöhen. Die Reaktion bewirkt über
mehrere Stufen (H4SiO4 - H6Si2O7 - H8Si4O12 - HmSinOp) eine Bildung von
Polykieselsäuren, die sich aus unregelmäßig miteinander
verknüpften Einheiten in Form von Ketten und Netzwerken zu größeren
Verbänden zusammenlagern. Diese Kieselsole werden durch einen Alterungsprozeß,
bei dem zusätzliche Si-O-Si-Verknüpfungen gebildet werden, in
Kieselgel überführt. Bei fortschreitender Kondensation entstehen
schließlich dreidimensionale Netze mit der Zusammensetzung SiO2.
Die Änderung des pH-Wertes stellt somit einen wesentlichen
Einflußfaktor dar, der die Säuremolekülbildung und schließlich
eine damit verbundende Kieselgelfällung bewirken kann. Neben einer
Änderung des pH-Werts und weiterer Parameter wie Druck, Temperatur,
etc. können bestimmte Ionen, vor allem Al3+ und Fe3+, Alkalien und
Erdalkalien sowie NaCl und Na2SO4 (NATAROV & BETIN 1962, zitiert in
SMALE 1973), eine Fällung von gelöstem SiO2 bewirken (SMALE
1973). Auch WEY & STIFFERT (1962) sowie BECKWITH & REEVE (1963)
machen hauptsächlich Al3+, Fe3+ und Mg2+ für diesen Prozeß
verantwortlich. Experimentelle Untersuchungen von HARDER (1965, 1978)
haben gezeigt, daß vor allem Aluminiumionen in der Lage sind, Kieselgele
aus sehr verdünnten Lösungen schon bei Konzentrationen von nur
wenigen Zehntel ppm zu fällen. Im Falle der silifizierten Gedaref-Kaoline
ließe sich das Angebot an entsprechenden Ionen zum einen durch Adsorption
an die negativ geladenen Oberflächen der Kaolinitkristalle erklären,
zum anderen könnten postsedimentäre Verwitterungsprozesse, die
zumindest lokal nachgewiesen wurden, zusätzlich Aluminium- oder Eisenionen
freigesetzt haben.
Aus der Kolloidchemie ist seit langem bekannt, daß
Elektrolytionen, die entgegengesetzt zur Oberflächenladung der Kolloide
(z.B. Kieselgel) geladen sind, die Koagulation entscheidend beinflussen.
Als ein ungefähres Maß für den Einfluß eines Elektrolyten
auf die Koagulation eines beispielweise lyophoben Sols gilt die sogenannte
„kritische Koagulationskonzentration“ (critical coagulation
concentration - c.c.c.). Nach der Schulze-Hardy-Regel wird der c.c.c.-Wert
eines Sols weitgehend von der Wertigkeit des Gegenions bestimmt, wobei
die Konzentrationen ungefähr im Verhältnis 1 : 0,013 : 0,0016
für Gegenionen der Wertigkeit 1, 2, bzw. 3 stehen (EVERETT 1992).
Anders ausgedrückt, die dreiwertigen Aluminium- oder Eisenionen haben
eine ca. 625 mal größere Effektivität hinsichtlich der
Koagulation als beispielsweise einwertige Kationen. Auch innerhalb der
lyotropen Reihen ändern sich die Effektivitäten. So gilt für
zweiwertige Kationen: Ba2+ > Sr2+ > Ca2+ > Mg2+.
Nach ILER (1955) und KASTNER et al. (1977) besitzt auch
Mg2+ einen starken Einfluß auf die SiO2-Fällung und ist zudem
wesentlich für die Transformation von Opal-A zu Opal-CT verantwortlich
(KASTNER et al. 1977). An dieser Stelle sei daran erinnert, daß
die Probe mit den Opal-CT-Lepisphären Magnesium enthält und
auch die Chertkonkretion von Qalat Umm Debiba höhere Gehalte an Al3+,
Fe3+ und Mg2+ aufweist.
Stark verminderte Strömungsgeschwindigkeiten des Grundwassers
im tonigen Sediment dürften ebenfalls Einfluß bei der Kieselgelfällung
haben. Nach MOREY et al. (1962) zeigen turbulente Wässer im Vergleich
zu nicht turbulenten Wässern eine höhere Löslichkeit der
Silikatphasen. Geringe Permeabilitäten führen zu einer längeren
Verweildauer der SiO2-haltigen Lösungen im Substrat und verhindern
zudem einen raschen Abtransport von Ionen, die eine Fällung der Kieselgele
begünstigen.
Bei der Frage nach den Quellen der SiO2-reichen Lösungen
bieten sich mehrere Möglichkeiten an:
- Verwitterungslösungen aus dem Hinterland
- Freisetzung von SiO2 während einer postsedimentären Verwitterungsphase
- Hydrothermale Zufuhr von SiO2
- Biogene SiO2-Quellen
- Silifizierung durch Alunitbildung im Kaolin
Für die Entstehung der weitflächig verbreiteten,
mächtigen Gedaref-Kaoline muß ein länger anhaltender Verwitterungsprozeß
im Liefergebiet angenommen werden; Erosion der kaolinitischen Verwitterungsprodukte,
anschließender fluviatiler Transport und Sedimentation in lakustrinen
Becken schlossen sich an. Die Flüsse, die den kaolinitischen Ton
transportierten, enthielten somit auch erhebliche Mengen an gelöstem
SiO2, das durch den anhaltenden Verwitterungsprozeß eingebracht
wurde. Im Sedimentationsgebiet erfolgte die Zufuhr von SiO2 sowohl durch
Oberflächenwässer als auch durch lateralen Transport im Grundwasser.
Die Existenz konkretionärer Eisenkrusten oder deren
Relikte am Top der Gedaref-Kaoline, wie sie beispielsweise am Jebel Abu
Tuyur oder bei Qalat Umm Debiba zu finden sind, kann als Indiz für
eine Unterbrechung der Sedimentakkumulation und anschließende Verwitterung
gewertet werden. Diese zweite Verwitterungsphase setzte durch Desilifizierung
von Kaolinit und unter Bildung freier Aluminiumphasen SiO2-reiche Lösungen
frei, so daß die Möglichkeit einer deszendenten oder auch lateralen
Silifizierung der Kaoline gegeben war. Eine nachträgliche Resilifizierung
von Gibbsit bzw. Böhmit könnte dazu geführt haben, daß
diese Mineralphasen nicht mehr nachzuweisen sind.
Die Desilifizierung von Kaolinit muß allerdings nicht
zwangsläufig mit der Bildung freier Aluminiumphasen verbunden sein.
Nach Untersuchungen von SCHWARZ (1992) enthält der Goethit in der
Eisenkruste von Debiba um die 10 Mol-% Aluminium. Eine Aluminiumsubstitution
der Eisenoxide in Böden und Verwitterungsprodukten ist nach SCHWERTMANN
(1983) ein sehr verbreitetes Phänomen. Besonders bei Anwesenheit
von Tonmineralen scheint diese im Goethit bevorzugt zu erfolgen. Der entscheidende
Faktor für diesen Prozeß ist die Si-Aktivität in der Lösung.
„From dry to humid climates, from downslopes to upslopes, from bottom
to the top of the profiles, drainage and leaching increase, silica concentrations
in solutions decrease, while aluminum in solution and in goethite increase
together“ (TARDY & NAHON 1985, S. 897).
Auch eine dritte Verwitterungsphase, die zur Bildung smektitreicher
Böden (black cotton soils) im Hinterland führte, könnte
in Zusammenhang mit der Silifizierung gebracht werden. Bei der Verwitterung
von glasreichen Vulkaniten zu Smektit werden größere Mengen
an SiO2 freigesetzt (TUCKER 1985, JONES & FITZGERALD 1988). Auch diese
Lösungen könnten im Gedaref-Gebiet eine großflächige
Silifizierung bewirkt haben.
Eine weitere Möglichkeit für den Eintrag SiO2-reicher
Lösungen in den Grund- und Oberflächenwasserhaushalt stellen
heiße Quellen in Zusammenhang mit dem tertiären Vulkanismus
dar. So sind auf äthiopischer Seite, im Gebiet des Tana-Sees, auch
heute noch zahlreiche Hydrothermen vorhanden (VAIL 1978). Nach LIVINGSTONE
(1963) und DAVIS (1964) enthalten solche heißen Quellwässer
durchschnittlich 100-600 ppm gelöstes SiO2 im Vergleich zu Grundwasser
mit nur 5-60 ppm. Partielle, intensive Zeolithisierungserscheinungen im
Basalt, wie z.B. bei Assar, südöstlich von Gedaref, könnten
durchaus Zeugen einer autohydrothermalen Alterationen sein (vgl. RITTMANN
1981, WIMMENAUER 1985).
Auch die Möglichkeit einer biogenen SiO2-Quelle muß
in Betracht gezogen werden. Die identifizierten Schwammnadeln im Kaolin
beweisen die Existenz limnischer Kieselschwämme, deren Skelettsubstanz
für die Einkieselungserscheinungen zumindest lokal mitverantwortlich
sein könnten. Die Bedeutung der Schwämme als SiO2-Lieferant
darf aufgrund der relativ geringen Anzahl von noch erhaltenen Schwammnadeln
im Kaolin nicht unterschätzt werden, da nach der Auflösung von
Kieselskeletten meist nur geringe oder gar keine Spuren zurückbleiben
(CONIGLIO 1987). Die Lösung der Kieselskelette kann allerdings nur
in einem alkalisch betontem Milieu erfolgen.
Ein rezentes Beispiel der organisch-beeinflußten Chert-Genese
wird von PETERSON & VON DER BORCH (1965) beschrieben. Durch jahreszeitlich
variierendes Algenwachstum werden in Seen pH-Werte bis über 10 erreicht
und eine starke Lösung von SiO2 bewirkt, das durch nachfolgende Evaporation
und Abnahme des pH-Wertes wieder als Kieselgel ausfällt.
Da nahezu im gesamten Untersuchungsgebiet im silifizierten
Kaolin auch Alunitgehalte nachgewiesen wurden, stellt sich die Frage,
ob Silifizierung und Alunitisierung in einem genetischen Zusammenhang
stehen oder zwei voneinander unabhängige Prozesse sind. Im nachfolgenden
Kapitel 4.2.6 wird die Alunitgenese eingehend behandelt. Geht man davon
aus, daß die Alunitbildung vor oder zeitgleich mit der Silifizierung
erfolgte, so müssen die alunitisierenden Lösungen eine starke
Erniedrigung des pH-Werts in den Porenwässern des Kaolins bewirkt
haben, da sich Alunit generell nur unter oxidierenden, stark sauren Bedingungen
bildet. Durch das Zusammentreffen SiO2-reicher Lösungen mit den sauren
Porenwässern der alunitisierten Kaoline könnte die Änderung
des pH-Wertes eine Fällung des Kieselgels bewirkt haben.
Die Paragenese Opal-CT und Alunit in Verbindung mit kaolinitischen
Sedimenten wird auch für diverse andere Vorkommen in der Literatur
beschrieben. Das Beispiel der Opalfelder von Coober Pedy (Südaustralien)
zeigt, daß Opal tendenziell mit Alunit assoziert ist. HIERN (1965)
und SMALE (1973) vermuten deshalb auch, daß sich Opal und Alunit
in einem ähnlichen Milieu bilden bzw. der Alunit möglicherweise
die Fällung des Opals bewirkt. Zum anderen kann die Reaktion zwischen
stark sauren Lösungen und dem Kaolinit, wobei Aluminium in Lösung
geht, zu einer Zerstörung der Tonminerale und einer damit verbundenen
„direkten“ Opalisierung und Alunitisierung führen.
Die untersuchten Kaoline mit höheren Alunitgehalten,
wie sie am Jebel Abu Tuyur oder bei El Gira (Setit-Gebiet) auftreten,
zeigen oftmals eine kavernöse Textur, die auf eine partielle Auflösung
des Kaolinits zurückgeführt werden kann. Das gelöste SiO2
stand dann zur Bildung von Opal zur Verfügung. Nach RAYOT et al.
(1992) läßt die strukturelle Ähnlichkeit zwischen Tonmineralen
und Tridymit-Cristobalit jedoch vermuten, daß das verbleibende Silizium
auch die Tonmineralstruktur ersetzt, so daß eine vollkommene Zerstörung
des Kaolinits nicht zwingend notwendig erscheint.
Zu weit verbreiteten Produkten sekundärer Silifizierung
gehören die sogenannten Silcretes. Bisherige Untersuchungen haben
sich zu einem großen Teil mit der Typologie, der Verteilung und
stratigraphischer Signifikanz sowie dem Auftreten dieser Verkieselungen
in Paläolandschaften beschäftigt, detaillierte genetische Untersuchungen
hingegen sind weniger häufig (THIRY & MILNES 1991). Die maßgeblichen
Prozesse, die zur Bildung von Silcretes führen, lassen sich auf Verwitterung,
Evaporation, pH-Änderung und chemische Zusammensetzung der Lösungen
zurückführen und werden im folgenden beispielhaft beschriebenen.
THIRY & MILNES (1991) untersuchten Silcretes in Südaustralien
(Stuart Creek Opal Field). Sie unterschieden zwei Haupttypen:
- „Pedogene Silcretes“ treten nahe der Oberfläche auf.
Infiltrierendes Regenwasser läßt in feuchten Perioden SiO2
aus quarzreichen Sedimenten. Diese Lösungen enthalten bis zu 6 ppm
SiO2. In trockenen Phasen werden die Lösungen durch Evaporation um
das 3- bis 5-fache konzentriert, was zur Ausfällung von Opal führt.
Unterstützt wird dieser Prozeß durch die Konzentration anderer
Salze, die eine Löslichkeit des SiO2 herabsetzt.
- „Grundwasser-Silcretes“ in den unteren Bereichen der Profile
scheinen sich infolge einer Zerstörung von Tonmineralen durch saure
sulfathaltige Lösungen aus pyritführenden marinen Sedimenten
gebildet zu haben. Hierbei wird das Aluminium aus den Tonmineralen gelöst,
während das SiO2 zunächst über eine Zwischenstufe als Opal-A
in situ gefällt wird: „This epigenetic process implies an acidic
environment in which alumina is much more soluble than silica. Under these
conditions, major cations (Al, Fe, Ca, Mg, K and Na) are solubilized and
leached from the clay structures while Si is retained in the form of opal-A“
(THIRY & MILNES 1991, S. 125). Auch WOPFNER (1978) verweist auf eine
SiO2-Fällung in Form von Silcretes in einem Milieu mit extrem niedrigen
pH-Werten (pH < 4).
Der zunächst ausgefällte Opal-A wird dann bei
Absenkung der Grundwasseroberfläche wiederum von zirkulierenden SiO2-armen
Wässern gelöst und anschließend als Chalzedon erneut ausgefällt.
Währenddessen wiederholt sich die Opalfällung im nun tieferen
Bereich des neuen Grundwasserhorizonts.
Nach Untersuchungen von SUMMERFIELD (1982, 1983a, 1983b)
an südafrikanischen Silcretes lassen sich hauptsächlich zwei
Typen unterscheiden: Silcretes, die mit Verwitterungsprofilen assoziiert
sind („weathering profile silcrete“) und Silcretes, die zusammen
mit äolischen Sanden, fluviatilen und lakustrinen Sedimenten, Playa-Sedimenten
sowie Kalk- und Eisenkrusten auftreten, jedoch keine Verbindung zu Verwitterungsprofilen
zeigen („nonweathering profile silcrete“). Ähnlich wie
bei THIRY & MILNES (1991) wird hier die Silcrete-Bildung auf ein stark
saures Milieu zurückgeführt, in dem das Aluminium der Tonminerale
gelöst wird („weathering profile silcrete“), während
„nonweathering profile silcretes“ sich während eines
semiariden bis ariden Klimas durch Evaporationsprozesse bilden. Dies gilt
insbesondere für Silcretes, die sich in Depressionen gebildet haben
(„pan silcretes“) und für silifizierte Calcretes.
Auch KHALAF (1988) zeigt am Beispiel kuwaitischer Silcretes,
daß unter ariden bis semiariden Bedingungen Kieselgel durch Evaporationsprozesse,
wie sie bei saisonalen Feucht- und Trockenperioden auftreten, im Sediment
fixiert wird. Er geht davon aus, daß während einer humiden
Klimaphase Depressionen oder Playas mit SiO2-reichem Grund- oder auch
Oberflächenwasser geflutet werden. In ariden Perioden werden diese
SiO2-gesättigten Porenwässer durch kapilare Kräfte an die
Oberfläche gesaugt. Evaporation führte schließlich zur
Übersättigung der Lösungen und zur Ausfällung von
Kieselgel, Kalk- und Gipskrusten.
SMALE (1973, S. 104) vermutet als Hauptursache der Silcrete-Bildung
vor allem ein Zusammentreffen unterschiedlicher Lösungen. „However,
it seems likely that in spite of the wide variations that occur, it is
possible to explain most occurrences by rising silica-charged solutions
meeting percolating solutions containing NaCl, Na2SO4, Fe2O3, Al2O3, or
MgO, or of lower pH. A semi-arid environment is required, with sufficient
spasmodic rainfall to cause substantial fluctuations in the water table.“
Eine vergleichbare Situation, wie sie im Gedaref-Gebiet
anzutreffen ist, wird von GUNN & GALLOWAY (1978) für Süd-Zentral-Queensland
(Australien) beschrieben. Massive Silcretes haben sich dort unterhalb
und in der Nähe tertiärer Olivinbasalte gebildet. Auch überlagern
montmorillonitreiche schwarze Böden die Reste der Basalte. Unter
allen Hypothesen der Silcretebildung wird für diesen Fall eine tiefgründige
Verwitterung der Basalte als die wahrscheinlichste angenommen, wobei die
freigesetzten SiO2-reichen Lösungen die unterlagernden Sedimente
infiltrierten bzw. lateral in Senken transportiert wurden. Die Ausfällung
von Kieselgel wird auf pH-Unterschiede zwischen den verwitterten Vulkaniten
und den unterlagernden Sedimenten zurückgeführt.
Zusammenfassend erscheint auf der Grundlage des dargestellten
Kenntnisstandes folgendes Modell für die Silifizierung der Gedaref-Kaoline
am wahrscheinlichsten: Aufgrund der flächenhaften Verbreitung opalisierter
Kaoline müssen als primäre SiO2-Quellen Verwitterungslösungen
in Zusammenhang mit der Kaolinisierung im Hinterland angesehen werden.
Weiterhin ist nach den Beobachtungen davon auszugehen, daß während
und nach der Ablagerung der Kaoline zusätzliche Verwitterungsprozesse
wirkten, durch die SiO2 freigesetzt werden konnte. Als Zeugen dieser zweiten
Verwitterungsphase können lateritische Eisenkrusten und deren Relikte
angesehen werden. Die Zufuhr sulfatreicher, stark saurer Lösungen
und die damit verbundene Alunitisierung muß als einer der entscheidenden
Faktoren für den Fällungsprozeß des Kieselgels angesehen
werden, sofern die Alunitbildung vor oder zeitgleich mit der Einkieselung
stattfand. Anderenfalls wären auch Al3+- und Fe3+-Ionen, die in dem
Verwitterungsmilieu reichlich vorhanden waren, dazu in der Lage gewesen.
Eine „direkte“ Opalisierung bei der Alteration des Kaolinits
infolge der Bildung von Alunit kann als sicher angenommen werden, ist
jedoch quantitativ nur von untergeordneter Bedeutung. Stellt man die durchschnittlich
ermittelten Gehalte von 3% Alunit im Kaolin den Opal-CT/Quarz-Gehalten
mit ca. 42% gegenüber, wird deutlich, daß die Masse des SiO2
nicht allein durch diesen Prozeß erklärt werden kann. Demnach
muß eine externe Zufuhr SiO2-reicher Lösungen erfolgt sein
bzw. Verwitterungsprozesse waren maßgeblich an der Silifizierung
beteiligt.
Das von GUNN & GALLOWAY (1978) untersuchte Beispiel
läßt sich auf die Situation im Gedaref-Gebiet nur eingeschränkt
übertragen. Die aufgeschlossenen Basalte zeigen hier kaum Anzeichen
für eine intensive Verwitterung. Auch wurden im Gegensatz zu den
kuwaitischen Silcretes im Gedaref-Gebiet keine Gips- oder Kalkkrusten
beobachtet, die auf Evaporationsprozesse schließen lassen.
Die Möglichkeit der Silifizierung durch SiO2-reiche
hydrothermale Lösungen läßt sich zwar nicht ausschließen,
muß jedoch in Anbetracht der Quantität des Opals als weniger
wahrscheinlich angesehen werden. LASCHET (1984) ist der Ansicht, daß
ein Angebot an SiO2 infolge vulkanischer Tätigkeit für eine
ausgedehnte Chert-Bildung im allgemeinen nicht ausreicht, zumal bei den
meisten Chert-Vorkommen ein Bezug zu Vulkanismus nicht zu erkennen ist.
Inwiefern biogene Quellen (Schwämme) Anteil an den
Silifizierungserscheinungen besitzen, kann im Detail nicht geklärt
werden. Aufgrund der wenigen lokalen Funde von Schwammnadeln im Sediment
mögen diese als SiO2-Lieferant nur eine geringe Rolle gespielt haben.
Die Existenz der Kieselschwämme ist wahrscheinlich eher eine Folge
des SiO2-reichen Milieus als dessen Ursache.
Die Präsenz polymorpher SiO2-Phasen im Sediment läßt
eine grobe Abschätzung für den Zeitraum der Silifizierung zu
(Abb. 85). Nach Untersuchungen an marinen Sedimenten (VON RAD & R™SCH
1979) finden sich metastabile SiO2-Phasen (Opal-A, Opal-CT) nur in Silifizierungsprodukten,
die jünger als Unterkreide sind, während stabile SiO2-Phasen
(Chalzedon, Quarz) hauptsächlich in Sedimenten mit präoligozänem
Alter auftreten (RIECH & VON RAD 1979). LASCHET (1984) nennt eine
Zeitspanne von ca. 120 Millionen Jahren (ñ 10 Ma) für die
vollständige diagenetische Umwandlung von amorphem Kieselgel in mikrokristallinen
Quarz innerhalb eines stabilen (konstante Temperatur, Druck, etc.) postsedimentären
Bildungsraums.

Abb. 85: Zeitlicher Rahmen für die Umwandlung instabiler SiO2-Phasen
(Opal-A, Opal-CT) in stabilen mikrokristallinen Chalzedon für das
Gedaref-Gebiet.
Der Zeitraum, in dem die Silifizierung der Gedaref-Kaoline
stattfand, die sowohl Opal-CT als auch Chalzedon enthalten, muß
somit jünger als Unterkreide bzw. jünger als 120 Ma und älter
als Oligozän sein. Die basaltderivaten smektitreichen Böden,
für die ein quartäres Alter angenommen wird, dürften demnach
als SiO2-Quelle, zumindest im Ablagerungsgebiet, nicht in Frage kommen.
Unter der Annahme, daß die Kaolinisierung im Hinterland
und Silifizierung im Sedimentationsraum in einem zeitlichen Zusammenhang
stehen, erscheint ein oberkretazisches Alter der Kaoline als sehr wahrscheinlich,
zumal in diesem Zeitraum auch optimale Klimabedingungen für eine
tiefgründige Verwitterung herrschten.
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