3.1.3.5 Elementkorrelationen (Faktoren- und Clusteranalysen)
Die Bindungsverhältnisse von Elementen an bestimmte
Mineralphasen sowie die Affinitäten zwischen den Elementen sollen mit
Hilfe der Faktoren- und Clusteranalyse untersucht werden. Hierdurch können
einerseits Minerale näher klassifiziert werden, andererseits lassen sich
Hinweise auf die Verwitterungs- und Diageneseprozesse ableiten (BOCK 1987).
Um zu einer vernünftigen Interpretation der Faktorenanalyse
zu gelangen, sollen zunächst die Einflußgrößen erläutert werden, die für
die Faktorenbildung bestimmend sind. Der Gruppencharakter bestimmter Elemente
läßt sich durch die Parameter Mineralzusammensetzung, Diadochie (Tarnen,
Abfangen, Zulassen), Anlagerung von Kationen an Oberflächen bestimmter
Mineralphasen (KINNIBURGH et al. 1976) sowie spezifische An- und Abreicherungsprozesse
während der Verwitterung erklären. Letztere sind weitgehend vom Ionenpotential
abhängig (GOLDSCHMIDT 1937) (Abb. 38). Nach BARDOSSY & ALEVA (1990, S.
149) kann der Prozeß der Lateritisierung und Bauxitisierung als äselektive
Mobilisationä bezeichnet werden. " - leaching and partial reprecipitation
- going hand in hand with hydration of the elements that remain in the
weathering profile."
Abb. 38: Einfluß des Ionenpotentials
auf die Löslichkeit der Elemente
(nach GOLDSCHMIDT 1937; aus BARDOSSY & ALEVA 1990); (graphisch modifiziert).
Im Zuge der Analyse wurden aus 17 Variablen vier Faktoren
gebildet. Die hoch-ladenden Koeffizienten sind in Form einer rotierten
Faktormatrix dargestellt (Tab. 13). Wie daraus zu entnehmen ist, erklären
diese vier Faktoren bereits 79,1% der Varianz.
Variable |
Faktor 1 |
Faktor 2 |
Faktor 3 |
Faktor 4 |
SiO2 |
0,84714
|
.
|
.
|
.
|
Al2O3 |
0,90805
|
.
|
.
|
.
|
Fe2O3 |
-0,87545
|
.
|
.
|
.
|
GV |
0,88955
|
.
|
.
|
.
|
Ga |
0,85037
|
.
|
.
|
.
|
V |
-0,56426
|
.
|
.
|
0,53673
|
Ce |
.
|
0,82328
|
.
|
.
|
Nb |
.
|
0,65819
|
.
|
.
|
Nd |
.
|
0,88541
|
.
|
.
|
Sm |
.
|
0,85884
|
.
|
.
|
Y |
.
|
0,72352
|
.
|
.
|
Zr |
.
|
0,74024
|
.
|
.
|
Ba |
.
|
.
|
0,88379
|
.
|
P2O5 |
.
|
.
|
0,86540
|
.
|
Sr |
.
|
.
|
0,92394
|
.
|
Cr |
.
|
.
|
.
|
0,71528
|
Sc |
.
|
.
|
.
|
0,74382
|
Eigen-
werte |
5,94911
|
4,06073
|
1,90733
|
1,52804
|
% Varianz |
35,0
|
23,9
|
11,2
|
9,0
|
Kum. % Varianz |
35,0
|
58,9
|
70,1
|
79,1
|
Tab. 13: Rotierte Faktorenmatrix für
17 Variable und 127 Proben (r > 0,5).
Im Faktor 1 laden SiO2,
Al2O3, Ga, und der Glühverlust hoch positiv, während Fe2O3 einen hohen
negativen und V einen relativ niedrigen negativen Wert besitzen. Hierin
spiegeln sich die Mineralphasen Kaolinit, Böhmit (Diaspor, Gibbsit) und
Hämatit wider. Gallium ist hierbei im wesentlichen an das Aluminium im
Kaolinit und Böhmit gebunden (RÖSLER 1988). Die Korrelation zwischen Aluminium
und Eisen ist nach BARDOSSY & ALEVA (1990) für lateritische Bauxite generell
negativ. Gallium, Aluminium und Eisen besitzen ein ähnliches Ionenpotential.
In Lateriten sind Vanadium und Eisen meist positiv miteinander korreliert,
da sich beide Elemente bei der Verwitterung anreichern (BEIßNER 1989).
Hohe Vanadiumgehalte lassen sich beispielsweise in Pyroxenen nachweisen
(NESBITT & WILSON 1992), aber auch Amphibole, Magnetite und Ilmenite enthalten
V, welches aufgrund des nahezu gleichen Ionenradiuses das Fe3+ substituiert.
Anreicherungen der Elemente Fe, V, P, Ga und Mn werden beispielsweise
auch von DENNEN & NORTON (1977) für lateritische Bauxite im Amazonas Becken
beschrieben.
Der Faktor 2 vereinigt
die Lanthaniden Ce, Nb, Nd, Sm sowie Y und Zr. Die Lanthaniden haben ein
ähnliches Ionenpotential und zeichnen sich dementsprechend durch gemeinsame
Eigenschaften aus. Hier besteht eine Verbindung zum Faktor 3, da die Aluminiumphosphate
der Crandallit-Gruppe auch SEE (Ce, La, Nd) und Pb enthalten (vgl. Kap.
3.1.3.4). Nach MÖLLER (1989) sind SEE zusammen mit Y tendenziell mit Mineralphasen
assoziiert, die Ba, Sr, Nb, Ti, Zr, F, PO4 und CO3 enthalten. Als ursprüngliche
Trägerminerale für SEE, insbesondere bei basischen Ausgangsgesteinen,
dürften hauptsächlich Apatit, Titanit und Titanomagnetit in Frage kommen
(MASON & MOORE 1985, CESBRON 1989). Zirkonium reichert sich aufgrund seiner
chemischen und mechanischen Resistenz in Form von Zirkon hauptsächlich
in granitoidderivaten Verwitterungsprodukten an und dient als Indikatorelement
für die Rekonstruktion der Ausgangsgesteine. Die Isotopie mit Xenotim
[Y(PO4)] erklärt die enge Verwandschaft zwischen Zirkonium und Yttrium.
Niob kann hier aufgrund der vielfältigen Diadochbeziehungen als Begleitelement
auftreten.
Der Faktor 3 mit den
Elementen P, Ba und Sr repräsentiert eindeutig die Mischkristallphasen
Goyazit, Gorceixit sowie untergeordnet auch den SEE-reichen Florencit
(Crandallit-Gruppe).
Die Elemente im Faktor 4,
V, Sc und Cr bilden unlösliche Hydroxide und sind in lateritischen Bauxiten
angereichert (BARDOSSY & ALEVA 1990). V und Sc sind im Vergleich zu ultrabasischen,
intermediären und sauren Gesteinen in basischen Gesteinen durchschnittlich
am häufigsten vertreten; Cr hingegen am stärksten in Ultrabasiten. Auch
im Fall der Tawiga-Laterite deutet die Verbindung dieser Elemente zu einem
Faktor auf eine Beziehung zum metabasaltischen Ausgangsgestein hin.
Die graphische Darstellung der Faktorladungen erfolgt
in Koordinatensystemen (Abb. 39), die auch als Faktorenräume bezeichnet
werden. Aus Gründen der leichteren Interpretation wurde die Faktormatrix
nach der Varimax-Methode rotiert, womit sich eine Scharung der Punkte
um die Achsen F1-F2 bzw. F3-F4 erreichen läßt.
Abb. 39: Orthogonal rotierte Faktorladungen (Varimax-Methode)
in Koordinatensystemen für Tawiga-Laterite. |
Für die Clusteranalyse nach der Ward-Methode wurden
ebenfalls 127 Proben mit 17 Variablen herangezogen. Das Ergebnis ist in
Form eines Dendrogramms dargestellt (Abb. 40). Zum Vergleich sind die
errechneten vier Faktoren aus der Faktorenanalyse mit-aufgeführt.
Abb. 40: Dendrogramm für lateritische
Verwitterungsprodukte vom Jebel Tawiga (Ward-Methode, n = 127).
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Beide Methoden, Faktoren- und Clusteranalyse, führen
erwartungsgemäß zu einem nahezu identischen Ergebnis. Lediglich Eisen
und Vanadium werden in der Faktorenanalyse dem Faktor 1 (Si, Al, Fe, GV,
Ga, V) zugewiesen, während in der Clusteranalyse Eisen und Vanadium zusammen
mit Scandium und Chrom eine Einheit bilden.
Insgesamt vermitteln die Ergebnisse der Faktoren-
und Clusteranalyse ein Bild, das die charakteristische spezifische Mineralassoziation
lateritischer Verwitterungsprodukte widerspiegelt. Dementsprechend werden
auch die An- und Abreicherungsprozesse der Elemente in Abhängigkeit vom
Ionenpotential durch die Bildung homogener Gruppen wiedergegeben. Ferner
bieten beide Methoden eine hilfreiche Unterstützung der chemisch-mineralogischen
Analysen, wie sich am Beispiel der Crandallit-Gruppe durch die Verknüpfung
Ba und Sr mit P gezeigt hat. Allerdings wird die Bindung der Seltenen
Erden (Ce, La) an die Alumophosphate nicht sehr deutlich, was hauptsächlich
durch den starken Gruppencharakter dieser Elemente bedingt ist. Dies hat
zur Folge, daß die hohen Korrelationen innerhalb der SEE zwar zur Bildung
eines Faktors bzw. Clusters führen, die Bindung zum Phosphat jedoch nur
untergeordnet zum Ausdruck kommt, wie dies auch von BOCK (1987) beschrieben
wurde.
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