5.3 Zusammenfassende Betrachtung
Zu den wenigen Zeugen für ein Treibhaus-Klima während des
frühen Paläozoikums können die residualen bauxitführenden Laterite des
Jebel Tawiga gezählt werden, die sich im Zeitraum zwischen dem späten
Kambrium und dem frühen Silur im Bereich einer Küstenebene gebildet haben.
Obwohl während des Ordoviziums Nordafrika in weiten Gebieten von einer
Inlandvereisung erfaßt war und der Südpol im Norden des Kontinents lag
(CROWLEY & NORTH 1991, VAN DER VOO 1988), müssen hier, trotz hoher Breite
Klimabedingungen geherrscht haben, die zu einer intensiven Verwitterung
des Grundgebirges geführt haben. Da jedoch ein warm-feuchtes Klima Voraussetzung
für den Lateritisierungsprozeß ist, erscheint die Bauxitbildung im glaziären
Randbereich widersprüchlich. Eine Erklärung für diesen Widerspruch kann
in dem gegenüber heute bis zu 17-fach höheren CO2-Gehalt der Atmosphäre
gesehen werden (BERNER 1993), der einen wesentlichen Einfluß auf die Verwitterungsintensität
hatte. Auch ist zu vermuten, daß die Lateritisierung in KüstenNähe unter
einem mehr moderatem Klima stattgefunden hat, und daß die Vereisungsphase
selbst nur von sehr kurzer Dauer währendeiner generellen Treibhausphase
war. Die Bauxitminerale, welche ursprünglich in verhältnismäßig hoher
Konzentration im Laterit enthalten waren, wurden durch nachfolgende Resilifizierung
im unterschiedlichen Maß in Kaolinit umgewandelt. Infolge dieses metasomatischen
Prozesses entstanden stark verfestigte Kaoline (Flintclays). Die Konservierung
der paläozoischen Verwitterungsdecke ist auf die Überlagerung durch flachmarine
Sandsteine der Umm Ras Formation zurückzuführen.
Aufgrund des verstärkten Auftretens lateritischer Produkte
in den Sedimenten der mittleren und oberen Kreide im gesamten nordostafrikanischen
Raum, müssen in diesem Zeitraum optimale klimatische Bedingungen für chemische
Verwitterung geherrscht haben. Zahlreiche Faunen- und Florenfunde in den
Sedimenten unterstützen diese Annahme, aber auch überregionale Ereignisse
wie die Alb-Cenoman-Transgression sind Zeugen jener Warmperiode.
Nach der Bildung mächtiger Verwitterungsdecken im NE-afrikanischen
Raum führte verstärkte tektonische Heraushebung zu deren Erosion und Umlagerung.
Die wenigen erhaltenen in-situ-Profile im Nordsudan sind in der Regel
in unterschiedlichen Niveaus gekappt. Die Sedimentation der Verwitterungsprodukte
erfolgte in Überflutungsebenen und in Seen innerhalb der kontinentalen
Senken bis hinein in die flachmarinen Faziesbereiche (GERMANN et al. 1990a,
b).
Während periodischer Hochflutereignisse kam es zur Akkumulation
feinstklastischen kaolinreichen Materials, das sich in den Depressionen
der Überschwemmungsgebiete ablagerte. Phyto- und bioturbate Gefüge in
diesen Sedimenten lassen Ansätze einer Bodenentwicklung erkennen, die
während eines begrenzten Zeitraums relativer Konstanz der Flußsysteme
erfolgte. Mit dem erneuten Wechsel der Strömungsrichtungen der Flüsse
wurden die Kaoline wiederum von gröberen klastischen Sedimenten überdeckt.
Solche Hochflutablagerungen sind in die Omdurman-, Shendi-, und Wadi Milk-Formation
im Raum westlich und nördlich von Khartoum in Form geringmächtiger, linsenförmiger
kaolinitischer Sand- und Siltsteine eingeschaltet.
Weiter östlich, im Gebiet zwischen Gedaref und der äthiopischen
Grenze, erfolgte die Sedimentation mächtiger Sandsteine sowie kaolinitischer
Silt- und Tonsteine (Gedaref Formation) innerhalb des kontinentalen Beckens
in einem fluviatil-limnischen Milieu. Die Sedimente, die insgesamt eine
"fining-upward"-Sequenz bilden, sind wahrscheinlich ebenfalls kretazischen
Alters. Durch eine oder mehrere Sedimentationsunterbrechungen kam es zur
Verwitterung der umgelagerten kaolinreichen Sedimente und zur Bildung
geringmächtiger Eisenkrusten. Die Zufuhr SiO2-reicher Verwitterungslösungen
aus dem Hinterland führte zu einer umfassenden Silifizierung der Kaoline.
Im frühen Eozän fand vor allem im östlichen Teil des Gedaref-Beckens
eine metasomatische Überprägung der kaolinitischen Tonsteine der oberen
Gedaref Formation statt. Schwefelsaure Lösungen, die höchstwahrscheinlich
mit hydrothermaler Aktivität in Zusammenhang stehen, alterierten die Kaoline
und führten zur strukturkontrollierten metasomatischen Bildung von Alunit.
Überregional betrachtet sind die mesozoischen kaolinreichen
Ablagerungen im Nordsudan damit Bestandteil einer lateralen Sequenz von
verschiedenen Verwitterungsprodukten, die sich von den kontinentalen Quellen
im Süden (N-Sudan) bis in die nördlich gelegenen marginal-marinen Ablagerungsräume
(S-Ägypten) erstreckt (Abb. 107 nach GERMANN et al. 1994).

Abb. 107: Paläogeographisches Modell für
Verwitterungsprodukte während der oberen Kreide
und im Tertiär im Raum Nordsudan - Südägypten (aus GERMANN et al. 1994).
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