N O R D A M E R I K A - U.S.A.

Niagara Fälle



 

Ein bemerkenswerter Fluss


(Foto: F. Tessensohn)

 

 

 

 

 

 


Der Niagara ist keine 60 km lang, hat an seiner „Quelle”, dem Ausfluss aus dem Eriesee, bereits eine Breite von 2550 m, an seiner „Mündung” in den Ontariosee allerdings nur noch eine Breite von 915 m. Zwischen diesen beiden Seen bildet er die Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Niagara befördert das abfließende Wasser der höher gelegenen vier großen Seen (Lake Superior, Lake Michigan, Lake Huron und Lake Erie) in den Ontariosee und entwässert damit ein Gebiet von 410 km2. Und er hat auf etwa halbem Weg die berühmten Niagara-Fälle. Die Fallhöhe beträgt bei den Horseshoe Falls 54 m.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


(Foto: A. Härtling)

Die Verbindung zwischen dem Eriesee und dem Ontariosee stellte sich nach der letzten Vereisung in Nordamerika vor rund 12300 Jahren ein. Die Topographie zwischen beiden Seen ist relativ flach, die Gesteine im Untergrund lagern aber nicht ganz horizontal.
Vom Ausfluss bei Buffalo am Eriesee bis zum Ontariosee bei Niagara-on-the-Lake besteht ein

(Foto: A. Härtling)
Gefälle von knapp 100 m. Die ersten Wasserfälle lagen wahrscheinlich auf der Höhe der Niagara-Schichtstufe, die etwa bei Queenston und Lewiston den Fluss kreuzt, ca. 11,4 km flussabwärts (nördlich) der heutigen Fälle.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Bereich der Niagaraschlucht kommen dolomitische und kalkhaltige Schiefer und Sandsteine aus dem Silur vor. Sie überlagern Schiefer aus dem Ordovizium, die zum Teil intensiv rot gefärbt sind und als Ablagerungen in einer Deltaebene interpretiert werden.

Die silurischen Gesteine kennzeichnen den Übergang von einem terrestrischen zu einem marinen Ablagerungsmilieu.
 
(Foto: A. Härtling)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rückschreitende Erosion

Vor ca. 4500 Jahren lagen die Fälle etwa in Höhe Whirlpool Rapids Bridge und vor ca. 2000 Jahren etwa bei der Rainbow Bridge am Prospect Point. Bis vor 800 bis 600 Jahren gab es nur einen Niagarafall über die ganze Breite des Flusses. Dann hatte die Erosion Goat Island erreicht. Gegenwärtig beträgt dieser „Rückzug” jährlich ca. 1,07 m. Der gesamte Abschnitt zwischen den heutigen Fällen und der Niagara-Schichtstufe wird als Niagaraschlucht bezeichnet.



Allein im oberen Teil der Niagaraschlucht (flussabwärts) gibt es über eine Strecke von etwa 3,2 km mehrere Wasserlöcher, die über 30 m tief sind, eines hat sogar eine Tiefe von 60 m. Die Wasserlöcher sind dann besonders tief, wenn die Falllinie relativ lange stabil bleibt.
Untersuchungen haben ergeben, dass die momentan ausgebildete Hufeisenform der Fälle eine solche stabile Phase unterstützt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

Wasserfälle benötigen im Flussbett eine Gesteinsschicht, die der Erosion möglichst lange widersteht. Beim Niagara ist dies der silurische Lockport-Dolostone, obwohl auch er ziemlich erosionsanfällig ist.

Entscheidend ist die Wegsamkeit für das zirkulierende Grundwasser in den unterlagernden Gesteinen. Sie wird unterstützt durch die lösende Wirkung des Wassers auf den karbonatischen Anteil der Dolomite sowie durch die Wassermengen, die der Fluss transportiert.

Das zirkulierende Wasser sickert weiter nach unten in die Schiefer und weitet auch dort die Klüfte. Solange der Schiefer durchfeuchtet ist, widersteht er der Erosion eine Zeit lang. Erst wenn er fast austrocknet, bilden sich die Klüfte und der Schiefer kann wegbrechen. Als Folge davon bricht auch der Dolomit nach.



(Quelle: Tesmer 1981, leicht modifiziert)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:
Colossal Cataract. The Geologic History of Niagara Falls. von I.H. Tesmer. State University of New York Press (1981)
Reise-Handbuch USA/Nordosten. Elche, Trails und Indian Summer. von Michael Iwanowski und Leonie Senne. Reisebuch-Verlag Iwanowski (1991/92)
Der Geologische Kalender 2005, Deckblatt. Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften e.V.

Zusammenstellung und Text:
Monika Huch, geoskript Agentur für Geowissenschaften + Öffentlichkeit

Fotos: Achim Härtling (3) und Franz Tessensohn (1)



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