S Ü D A M E R I K A

V E N E Z U E L A



Tepuis / Salto Angel

Das Hochland von Guayana ("Gran Sabana") im östlichen Venezuela, das erst seit den 30er Jahren entdeckt und erforscht und erst seit ca. 20 Jahren durch eine asphaltierte Straße erschlossen ist, gehört heute zum Nationalpark Canaima im Bundesstaat Bolivar, dem größten des Landes.




Quelle: Wikipedia: Central Intelligence Agency's World Factbook.


Besonders dramatisch präsentieren sich hier die Tafelberge "Tepuis", die aus präkambrischen Sandsteinen und Quarziten bestehen. An ihren Hängen, vor allem aber auf ihren Oberflächen, die fast ganzjährig von Wolken verhüllt sind und starke Niederschläge auf sich ziehen – bis zu vier Metern pro Jahr! – , gedeiht eine erstaunliche Vielfalt von vielfach endemischen und teilweise prähistorischen Pflanzen. Insbesondere die häufig topfebenen Oberflächen der Tepuis sind botanisch noch lange nicht erkundet. Die weltfernen, isolierten Inseln sind der Traum eines jeden Biologen, der hier noch eine Fülle unbekannter Spezies zu entdecken und zu beschreiben findet.

Der Zugang zu diesen Inselbergen ist extrem schwierig. Nur sehr wenige sind zu Fuß erreichbar beziehungsweise ersteigbar. Die meisten sind nur aus der Luft per Helikopter zugänglich, was wegen Wolken und Nebel immer noch ein Wagnis ist.
Der Wasserreichtum dieser Region, der nicht nur auf den häufigen Regenfällen beruht, sondern auch und vor allem auf den Niederschlägen durch Nebel, zeigt sich in spektakulärer Weise in den zahlreichen Wasserfällen, die wie weiße Schleier allenthalben von den Steilwänden herab wehen. Am tiefsten stürzen die Wasser vom Auyan Tepui. Fast einen Kilometer – genau: 979 Meter – fällt der Salto Angel über die quarzitischen Steilkante (Mataui-Sandstein) ins Leere, also 16 mal so tief wie die Niagara-Fälle. Die Wasser, so reichlich sie auch fallen, zerstäuben dabei fast vollständig in der Luft.



Salto Angel, Venezuela

 

Benannt ist der höchste Wasserfall der Erde nach dem tollkühnen amerikanischen Flieger Jimmy Angel, der in den 30er Jahren diesen Teil Venezuelas erkundete und die Existenz des „Salto“, der lange als Mythos galt, 1935 erstmals bestätigte.
Angel riskierte bei seinen Flügen Kopf und Kragen. Mehrere Flüge endeten mit Bruchlandungen im Dschungel, die spektakulärste 1937 direkt auf dem Auyan Tepui. Rechtzeitig bevor er sein Glück endgültig aufgebraucht hatte, zog sich Angel aus der aktiven Fliegerei zurück und beschloss sein Leben friedlich 1956 in Panama.


Jimmie Angel`s Plane (Quelle: Wikipedia)


Die Tepuis sind für Naturwissenschaftler von außerordentlichem Interesse. Aber auch Sportler und Abenteurer aus aller Welt ziehen die Tafelberge in ihren Bann: Wanderer, Bergsteiger, Sport- und Drachenflieger. Und immer wieder kommt es hier zu Todesfällen.

Tepuis wirken auch für den aufgeklärten Besucher von heute wie mystische Orte. Die Berge, die sich fast ganzjährig in Wolkennebel kleiden, sind für die Indianer in dieser Gegend heilige Orte.

Peter Nierychlo, Berlin

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Das Foto zeigt den Roraima-Tepui, auch Mount Roraima oder Cerro Roraima genannt,
Der 2.810 m hohe Tepui liegt im Dreiländereck zwischen Venezuela, Brasilien und Guyana.
Foto: Jeff Johnson, Quelle: Wikipedia
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