S R I    L A N K A

Land der Edelsteine

 

 

Sri Lanka mit den Edelsteinlagerstätten Ratnapura- und Elahera.
(Quelle: Wikipedia, leicht modifiziert)

 

Sri Lanka, die ehemalige britisch Kronkolonie Ceylon, vor der Südostküste Indiens bedeutet dem Namen nach "schönes, strahlendes Land". Die Insel besitzt mit 65.610 km2 etwa die Größe von Litauen oder Lettland. Das Bundesland Bayern ist im Vergleich mit ca. 5000 km2 etwas größer.

Es lassen sich grob zwei Landschaftstypen unterscheiden. Das Tiefland mit seinen ausgedehnten fruchtbaren Ebenen. Das Hochland im südlichen Teil der Insel erreicht mit dem höchsten Berg der Insel, dem Pidurutalagala, eine maximale Höhe von 2524 m ü.NN. Der Übergang zum Hochgebirge ist oftmals abrupt.

 

Geologie: Erdgeschichte und Plattentektonik

Indien und Sri Lanka waren vor ca. 250 Mio. Jahren Teil des Superkontinents Pangäa, in dem alle Landmassen der Erde´vereint waren. Dieser zerfiel vor etwa 200 Mio. Jahren (Trias-Jura) in die beiden Riesenkontinente, Gondwana im Süden und Laurasia im Norden. Das kleine Sri Lanka hatte damals offenbar eine zentrale Position in Gondwana, zwischen Indien, Madagaskar und der östlichen Antarktis (Osanai et al. 2016).

In der Unterkreide, vor 140 Mio. Jahren, zerfiel Gondwana wiederum in die Landmassen Afrika, Antarktis, Australien und Indien, wobei zunächst Afrika und Madagaskar sich voneinander trennten. Danach folgten Australien und die Antarktis. Australien driftete mit geringer Geschwindigkeit nach Norden, die Antarktis verblieb ungefähr an ihrem Platz, Indien hingegen driftete vor etwa 100 Mio. Jahren außergewöhnlich schnell (18-20 cm/Jahr) nach Norden, bis sie schließlich vor ca. 50 Mio. Jahren (Tertiär) mit Eurasien kollidierte und unter die Eurasische Platte geschoben wurde (Ober, K. 2015). Dies hatte die Bildung des Himalayas und des Tibetischen Hochlandes zur Folge (Kumar et al. 2007). Die Hebungen des Himalayas halten bis heute an mit einer Rate von ca. 1 cm/Jahr.

Für diese "Wanderschaft" der Erdplatten sind nach der Kontinentalverschiebungstheorie von Alfred Wegener (1880-1930) Kräfte im Erdmantel verantwortlich. Diese Theorie wurde im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte durch zahlreiche geologische und geophysikalische Untersuchungen gefestigt und wird mittlerweile von der überwiegenden Zahl der Geowissenschaftler geteilt. Als Ursache für diese Kräfte sind höchstwahrscheinlich Stoffkonvektionen (Konvektionswalzen) im Erdmantel verantwortlich, bei denen heißes Material aufsteigt und kühleres Material an anderer Stelle abtaucht. Die Platten der Erdkruste, die sinnbildlich wie einzelne Schollen auf dem oberen Mantel schwimmen, werden durch diese Konvektionsströme unterschiedlich schnell bewegt. Auf diesem Gebiet wird weiterhin intensiv geforscht, um die Zusammenhänge noch besser verstehen zu können.

 

Schematische Darstellung für den Weg der Indischen Platte nach Norden (Quelle: Wikipedia).


 


Gesteine

Sri Lanka besteht zu 85 bis 90% aus archaischen und präkambrischen, hochgradig metamorphen Gesteinen (Terrains) (Haberland 2018, Takamura 2015), die oft großflächig aufgeschlossen sind.
Drei Gesteinskomplexe können grob unterschieden werden (Gunawardena 2005):

Highland-Komplex (Metasedimente, Hypersten-Granite, Quarzite, Marmore, Gneise, Granulite, Pegmatite) (Dahanayake, 1980, Osanai, 2006); Alter ca. 2 Mrd. Jahre, starke Metamorphose im Zeitraum 650-550 Mio. Jahren.
Der Kadugannawa-Komplex (KC) ist Teil des Highland-Komplexes und besteht hauptsächlich aus amphibolitischen Gesteinen im Gebiet um Kandy. Das Alter ist nicht bekannt

Wanni-Komplex, westlich des Highland Komplexes. (Meta-Sedimente, stark gefaltete Gneise sowie Granite). Alter ca. 1 - 1,1 Mrd. Jahre, geringer metamorphosiert als der Highland-Complex.

Vijayan-Komplex, östlich des Highland-Komplexes, hauptsächlich Gneise und granitoide Gesteine. Alter: ca. 1,1 Mrd. Jahre.

 

 

 


Die restlichen Gesteine (Tabbowa, Andigama und Pallama beds) sind jüngere Sedimente. Alter: Jura, ca. 205 Mio. Jahre.
Quartäre Gesteine, z.B. im Ratnapura-Gebiet und entlang der westlichen, südlichen und östlichen Küstenregionen. Alter: ca. 1,6 Mio. Jahr.

Details zu obiger Einteilung finden sich u.a. bei: C.A. Gunawardena: Encyclopedia of Sri Lanka, 2005, New Dawn Press, New Delhi.


Tektonische Einheiten von Sri Lanka (Quelle: Sciencedirect.com).

Bedeutende Lagerstätten von Saphiren und Rubinen

Als bedeutendste Lagerstätten von Saphiren galten lange Zeit die in Sri Lanka und Indien (Kaschmir). Die USA (N-Carolina, Montana), Australien und Madagaskar spielen allerdings seit Jahren zunehmend eine wichtige Rolle. In Madagaskar kam es 2017 zu einem regelrechten Saphir-Fieber. Edelsteinhändler sprechen von der wichtigsten Entdeckung in Madagaskar in den vergangenen 20-30 Jahren. Hier herrscht(e) seit Ende der 1980er Jahren Wild-West-Stimmung. Der Ort Ilahaka im Süden Madagaskars gilt als das größte Saphir-Abbaugebiet der Welt (MadaMagazine 2013-2020). Weitere Fundstellen von Saphiren und Rubinen sind in den Ländern Thailand, Myanmar (Burma), Kongo, Malawi, Südafrika, Russland und China bekannt.

Das Gebiet um Ratnapura (Sri Lanka) ist jedoch nach wie vor eine der bedeutendsten Lagerstätten, in denen hochwertige Saphire gefördert werden. In Sri Lanka wird der Edelsteinbergbau und der Export von der NGJA, der National Gem and Jewellery Authorithy, kontrolliert und lizenziert.

Vereinfachte Darstellung der wichtigsten lithotektonischen Einheiten von Sri Lanka (nach Kröner et al. 1991). Die Grenze zwischen HSWC und WC ist in dieser Abbildung noch nicht verifiziert. Die schraffierten Flächen symbolisieren die Hauptabbaugebiete der Edelsteinfunde. (Aus: Dissanayake, C.B, 1995).

Zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken!

 

Edelsteinlagerstätten im Ratnapura-Bezirk, Süd-Sri Lanka

Grundsätzlich unterscheidet man primäre und sekundäre Lagerstätten. Die Edelsteine von Sri Lanka sind ganz überwiegend in den sekundären, also sedimentären Lagerstätten, konzentriert, wobei man noch zwischen eluvialen und alluvialen Formationen unterscheiden kann. Nach Dissanayake, C.B.(1995) finden sich die Edelsteine in den Gebieten um Ratnapura, Elahera, Rakwana, Balangoda, Opanayake, Hasalake, Bibile, Passara, Okkampitiya und Deniyaya.

Der Name Ratnapura bedeutet übersetzt "Stadt der Juwelen" (Rathna = Edelstein; pura = Stadt) und ist heute die Hauptstadt der Provinz Sabaragamuwa. Dieses Gebiet im südlichen Teil Sri Lankas ist bereits seit über 2000 Jahre für seine Edelsteinvorkommen bekannt.

In den alluvialen Talfüllungen des Ratnapura-Gebietes gibt es einen charakteristischen, edelsteinführenden Horizont, der auch als "Illam" bezeichnet wird und wechselnde Mächtigkeiten von meist unter 50 cm aufweist. Überlagert wird dieser Horizont von mehrern Metern quartärer Sedimente.
In den oft primitiv ausgebauten Minen werden hauptsächlich Rubine und Saphire in geringer Teufe geschürft, aber auch Mondsteine, Turmaline, Granate, Zirkone, Spinelle, Aquamarine, Topase, Katzenaugen sind in der weiteren Gegend zu finden.

Die vielen Minen im Ratnapura-Gebiet, manche sprechen von bis zu 20.000 Grabungen, liegen in den umgebenden Reisfeldern und besitzen meist nur eine vergleichsweise geringe Teufe zwischen 10 m und 50 m. Der Abbau wird fast ausschließlich im Rahmen von Kleinbetrieben bzw. Kooperationen durchgeführt.


Blick in einen ausgebauten Schacht (Foto: M. Wipki).


Bevor ein Schacht abgeteuft wird, sondiert man meist mit Metallstangen den Untergrund. Stößt man dabei auf eine harte Schicht, hat man höchstwahrscheinlich den edelsteinführenden Horizont erreicht, der aus Quarzitkieselablagerungen, dem Illam, besteht.


Kommunikation mit den Kollegen am Boden des Schachtes werden über ein Kunststoffrohr geführt (Foto: M. Wipki).

 


Die etwas kärgliche Ausbeute eines Vormittages
(Foto: M. Wipki).

Das Schürfgut aus den Quarzitkieselablagerungen wird mit Körben über eine Winde aus dem Schacht befördert und, ähnlich wie beim Goldwaschen, danach mit Wasser in Handarbeit aufbereitet. Nach der Begutachtung der Ausbeute landen die wertvolleren Steine dann in den Schleifereien und letzlich im Verkauf. Wertvolle Funde werden innerhalb kürzester Zeit dem Minenbesitzer übergeben, um Diebstähle zu vermeiden.
Bei länger anhaltendem Regen oder in der Nähe des Flusses müssen die primitiven Schächte mit elektrischen Pumpen zwingend entwässert werden.

 


Auch im nahegelegenen Fluss werden Edelsteine direkt im Fluss durch Waschen der Sedimente gewonnen. (
Foto: M. Wipki).

Die primitive Gewinnung der Edelsteine, ohne im großen Stil Maschinen einzusetzen, sichert vielen Menschen ein regelmäßiges Einkommen. Ein YouTube-Video zum "River-Mining" findet sich hier (Englisch).

Siehe auch: www.mineralienatlas.de

 

Die Edelsteinlagerstätten im Elahera-Bezirk

Eine weitere Lagerstätte in Sri Lanka, in der ebenfalls seit langem nach Edelsteinen gechürft wird, befindet sich im Bezirk Elahera, ca. 80 km nördlich von Kandy, an den Nebenflüssen Amban Ganga und Kalu Ganga.
Die Region liegt im Highland-Komplex (hochmetamorphe Gesteine). Auch hier finden sich die Edelsteine überwiegend in Talfüllungen und Überflutungsebenen des Kalu Ganga. Die Lagerstätten sind entweder vom residualen (Primärlagerstätte) oder vom alluvialen Typ (Sekundärlagerstätte) (Gunawardene & Rupasinghe, 1986; Dissanayake, C.B, 1995).
Sie werden von der Oberfläche her, z.T. mit Bulldozern, aber auch in Schächten (pit mining) wie in Ratnapura gewonnen, die meist nicht tiefer sind als 10 m.
Die Ausbeute an Edelsteinen umfasst vor allem Saphire in allen Farbvariationen. Diese zeigen eine gute bis exzellente Qualität. Daneben gewinnt man auch Spinel, Rhodolit und Hessonit (Granat), Chrysoberyl, Zirkon und Turmalin (Gunawardene & Rupasinghe, 1986).
Weitere, kleinere Lagerstätten befinden sich bei Biblia, Okkampitiya, Tissamaharama und im Western das Gebiet um Meetiyagoda.

 

Genese von Saphir und Rubin

Die Ausgangsgesteine (Primärgesteine) der Saphire und Rubine sind im Hochland Sri Lankas zu finden. Es handelt sich, wie bereits geschildert, um hochmetamorphe Gesteine mit einem meist präkambrischen oder sogar proterozoischen Alter.

Saphire und Rubine können sowohl magmatisch als auch durch metamorphe Prozesse entstehen. Nach Dissanayake, C.B. (1995) finden sich primäre Edelsteinvorkommen hauptsächlich in kontaktmetamorphen Zonen mit Skarnen und kalziumreichen Gesteinen. Ein siliziumarmes und aluminiumreiches Ausgangsmaterial - z.B. Syenite, Monzonite, Pegmatite - ist letzlich für die Bildung notwendig, ebenso wie hohe Temperaturen und Drücke.

Saphire sind tatsächlich als Einschlüsse in 2 Mrd. altem Granitgestein und in Pegmatiten Sri Lankas gefunden worden. Denkbar ist jedoch auch, dass deren Bildung erst später vor 500 Mio Jahren im Verlauf einer Gebirgsbildung unter hohen P-T-Bedingungen erfolgte. Ein langsamer Rückgang von Druck und Temperatur dürfte das Wachstum der Kristalle stark begünstigt und teilweise zu Bildung z.T. riesiger Saphire geführt haben (Lingenhöhl, D., 2016).

Durch chemische und mechanische Verwitterung wurden die Edelsteine aus dem Primärgestein freigelegt und schließlich durch die Niederschläge in die jeweiligen Flüsse transportiert, wo sie sich letztlich im Tiefland ablagerten und konzentrierten. Im Ratnapura-Gebiet sind diese höffigen Horizonte in den alluvialen Sedimente (sekundäre Lagerstätten) zu finden.

Auch Neukirchen (2012) beschreibt den Kontakt von Pegmatiten mit Marmoren als eine mögliche Genese für die Saphire und Rubine in Sri Lanka. Er vermutet, dass durch das Aufschmelzen (Anatexis) von Gneisen während der Metamorphose Silizium verloren und Aluminium angereichert wurde.
Ebenso verweisen De Maesschalck & Oen (1989) auf CO2-Einschlüsse in einigen Korunden in den Fundstellen von Sri Lanka, die auf eine karbonatreiche Bildungsumgebung unter metamorphen Bedingungen hindeuten.

Eine direkte Bildung in den metamophen Gesteinen wurde nachgewiesen, wie etwa bei Gneisen, die Rubin, Saphir und teilweise Granat, Spinell, Saphirin und Cordierit enthielten. "In Sri Lanka und Südindien sind solche hochmetamorphen Gesteine großflächig an der Oberfläche aufgeschlossen, sie sind für den Großteil des Edelsteinreichtums von Sri Lanka verantwortlich und gehen wieder einmal auf die panafrikanische Gebirgsbildung zurück" (Neukirchen, 2012).

Pêcher et al. (2002) vermutet, dass bei der Genese von Rubinen in den Marmoren, das notwendige Aluminium und das rotfärbende Chrom für die Bildung der Edelsteine ursprünglich aus unreinen Kalksteinen selbst stammt.

 

Die wichtigsten Eigenschaften von Saphir und Rubin

Saphire und Rubine sind Varianten des Minerals Korund (α-Al203). Sie sind chemisch und mineralogisch nahezu identisch. Der Unterschied liegt lediglich in den Beimengungen von bestimmten Spurenelementen, die im Kristallgitter eingebaut sind. Es handelt sich also eigentlich um färbende Verunreinigungen. Chrom ist für die rote Farbe des Rubins verantwortlich. Als Rubin wird ausschließlich roter Korund bezeichnet.
Saphire sind v.a. durch Spuren von Fe2+ und Ti3+ blau gefärbt. Ist Fe3+ im Kristallgitter eingebaut, so erscheint der Edelstein gelb oder grün. Es gibt diverse Varianten. Reiner Korund (Leukosaphir) ist hingegen farblos.

Korund ist nach der Mohsschen Härteskala das zweithärteste Mineral (H9) das es gibt, nach dem Diamant (H10). Er ist säureunlöslich, zeigt keine Spaltbarkeit (muscheliger Bruch) und schmilzt erst bei einer Temperatur von 2050 °C.


Varianten des Minerals Korund (Quelle: https://rubine.org/).


   

 

 

 

Blauer ungeschliffener Korund (Rohsaphir) mit Glasglanz und muscheligem Bruch (Quelle: Wikipedia).

 

 
Natürlicher Rubinkristall
(Quelle: Wikipedia).
Sind feinste Rutilnadeln (TiO2) im Mineral eingeschlossen und in gleicher Richtung angeordnet, zeigt sich eine Besonderheit, der Sternsaphir-Effekt, auch Asterismus genannt, sofern der Stein als Cabochon geschliffen wurde. Gleiches gilt für die Sternrubine.


Der "Stern von Bombay" ist beispielsweise ein Sternsaphir mit Cabochonschliff (Glattschliff, an der Oberseite kuppelförmig gewölbt, ohne Facetten). Foto: Wikipedia.

Saphire mit Einschlüssen werden i.d.R. mit einem Cabochonschliff versehen. Klare Saphire erhalten hingegen meist einem Facettenschliff (z.B. Brillantschliff, Achtkant-Schliff, Baguetteschliff).

 

Außergewöhnliche Funde

Aus Sri Lanka stammen die drei größten (schleifwürdigen) blauen Saphire der Welt.

Der "Stern von Indien" ist bislang der größte Saphir, der je geschliffen wurde. Er besitzt ein Gewicht von 563,35 Karat (112,67 g) und wurde vor ca. 300 Jahren in Sri Lanka entdeckt. Der Riesenedelstein ist im naturhistorischen Museum in New York zu bewundern. Sein Wert wurde in den 1960er Jahren bereits mit einer halben Million US-Dollar angegeben (Der Stern von Indien).

Der "Blue Belle of Asia"wurde 1926 in Ratnapura entdeckt und dort auch geschliffen. Bei einer Auktion im Jahr 2014 wurde der Edelstein mit seinen 392 Karat für ca. 12 Mio. Pfund (heute ca. 13,87 Mio. Euro) versteigert. (The story behind the Blue Belle of Asia | Priceless Pieces). Interessant wäre zu wissen, wieviel der Finder damals bekommen hat.

Der "Stern von Adam". Der größte bisher gefundene Saphir stammt ebenfalls aus der Nähe von Ratnapura. Dieser Riesenedelstein wurde im Jahr 2016 gefunden und wiegt 1404 Karat, also 280,8 Gramm; sein Wert wird auf etwa 90 Mio. Euro geschätzt (Lingenhöhl, D., 2016).

 


Stern von Adam (Quelle: Forschung und Wissen; © Saphirgicolombo).

 

 

Verwendung von Saphiren und Rubinen

Saphire und Rubine finden vor allem als kostbare Schmucksteine ihre Verwendung. Synthetisch hergestellte Saphire werden für teure Uhrengläser, Saphirnadeln bei Plattenspielern, kratzfeste Gläser (H 9!), Titan-Saphir-Laser und Rubin-Laser, Lagersteine für hochwertige Uhren sowie für diverse andere wissenschaftliche Instrumente benötigt.


Saphirringe - Quelle: Pixabay

Mehr Infos zu Saphiren: Wiener Edelsteinzentrum

 

 

Wert, Handel und Echtheit der Edelsteine

Edelsteine und Edelmetalle sind wichtige Exportgüter Sri Lankas. Nach Angaben der OEC (Observatory of Economic Complexity) hatte der Export von Edelsteinen im Jahr 2017 einen Anteil von 1,6%.

Der Wert eines Saphirs wird hauptsächlich, ähnlich wie beim Diamanten und bei anderen Edelsteinen, durch die "4 C" - color, cut, clarity und carat - bestimmt. Wertbestimmend sind weiterhin Reflexe und Farbenspiel bei Tageslicht und bei künstlicher Beleuchtung. Letztlich ist natürlich Angebot und Nachfrage ausschlaggebend. Die Preise für hochwertige Edelsteine variieren deutlich. Rubine zeigen oftmals kleine Einschlüsse, auch wenn sie an sich schön lichtdurchlässig sind (Transluzenz). Völlig klare Steine hingegen sind recht selten und erzielen enorm hohe Verkaufspreise.

In vielen Fällen wird der Wert von Edelsteinen auch durch ihre "Seltenheit" bzw. durch ihre "Besonderheit" bestimmt. Der Unterschied wird am Beispiel der Diamanten deutlich. Tatsächlich gibt es mehr Diamanten, als man zunächst vermuten mag. Die meisten sind jedoch ohne "Edelsteinqualität" und wandern in die technische Verwertung.
Die "künstliche Verknappung" (Seltenheit) ist u.a. ein Marktinstrument, um die Preise besser stabilisieren zu können.
Die Besonderheit eines Edelsteins zeigt sich oft in dessen spezieller Färbung. So erzielen die pinkfarbenen Diamanten aus der Argyle-Mine (AK1) in West-Australien aufgrund ihrer außergewöhnlichen Färbung enorme Verkaufspreise. Aber auch der Asterismus bei den Saphiren ist ebenfalls eine Besonderheit, die den Wert des Steins steigert.

Sollte man sich für den Kauf eines Edelsteins in Sri Lanka entscheiden, ist es ratsam, dies in einem der staatlich zertifizierten Geschäfte zu tun, die einem auch ein Echtheitszertifikat ausstellen, nachdem man einen fairen Preis ausgehandelt hat. Die Echtheitsprüfung ist aber auch durch die NGJA - National Gem and Jewellery Authorithy, in Ratnapura möglich. Wertvolle Tipps zur Echtheit und zum Handel gibt Weyer, J. (2010).
Unbearbeitete Edelsteine dürfen grundsätzlich nicht ausgeführt werden! Es drohen kräftige Strafen.
Damit soll sichergestellt werden, dass die Wertschöpfung in Sri Lanka verbleibt (Weyer. J., 2010).
Diese Regelung gilt nicht für Turisten, sofern deren Einkäufe als "nicht kommerziellen Mengen" angesehen werden.

Generell sind Edelsteine aufgrund ihrer farblichen Vielfalt oftmals auch von Geologen nur schwer zu unterscheiden, ohne eine gewisse Erfahrung eigentlich gar nicht. Die Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen farbigen Mineralen sind einfach sehr groß! Um das jeweilige Mineral dennoch sicher bestimmen zu können, bedarf es professioneller, gemologischer Prüfmethoden. Dazu gehören beispielsweise die Bestimmung folgender Parameter::
- Brechungsindex (refractive index)
- Doppelbrechung (birefringence)
- Spezifisches Gewicht (specific gravity)
- Absorption (in nm)
- UV Strahlung (lanwellig, kurzwellig)
- Pleochroismus (pleochroism)

Es gibt jedoch eine Methode, mit der man zumindest den wertvollen Rubin vom geringer wertigen Granat schnell unterscheiden kann. Beide Minerale fluoreszieren bei UV-Licht. Rubin leuchtet schön rot bei einer langwelligen UV-Bestrahlung (365 nm), während dies Granat (Halbedelstein) nicht tut. Allerdings gibt es eine Reihe anderer Minerale, die ebenfalls fluoreszieren. Saphire leuchten unter kurzwelligem UV-Licht weiss und orange.

Zweifelhafte "Echtheitsprüfungen", wie etwa den Stein mit Feuerzeugbenzin zu übergießen und anzuzünden, findet man nur bei windigen Straßenhändlern. Jedes gefärbte Glas übersteht das auch. Finger weg!
Neben den turistischen Käufern wird der
professionelle Edelsteinhandel in Ratnapura zum großen Teil von Händlern aus Thailand, Hongkong und Singapur betrieben.

Sogenannte Künstliche Saphire können heutzutage in perfekter Qualität in nahezu jeder Größe im Labor hergestellt werden (Verneuil-Verfahren) (Chemie.de). Einige Diskussionen zur Echtheit von Saphiren findet man hier.
Auch werden thermisch nachbehandelte Steine (Mogeltechnik) als originäre Edelsteine international angeboten. Saphire, die man bei 1550°C "brennt", bekommen durch das Erhitzen einen intensiveren Blauton und mehr Klarheit (Natural Gems Shop). Alte traditionelle Methoden hingegen können die Farbe eines Saphirs vermindern, je nachdem was gerade in Mode ist und war (YouTube: Sri Lanka - Fire and Sapphires).
Die Unterscheidung zwischen synthetischem und natürlichem Saphir kann nur durch Fachleute wie Gemmologen, professionelle Edelsteinhändler oder auch durch Juweliere erfolgen.

Wer sich beruflich für das Fach Gemmologie interessiert, kann sich u.a. in Sri Lanka, z.B. in Ratnapura, in Trainings-Kursen weiterbilden.

Erwähnenswert ist noch, dass viele echte Edelsteine mit den ähnlich klingenden Handelsnamen nur wenig zu tun haben. Meistens handelt es sich um eine "Mogelpackung", die nur dem höheren Profit dient. So ist beispielsweise der "Australische Rubin"("Adelaide Rubin") gar kein Rubin sondern ein Pyrop Granat, also ein Schmuckstein mit nur Halbedelsteinqualität und hat entsprechend nur den Bruchteil des Wertes eines echten Rubins. Ein Balas Rubin ist ein rosa gefärbter Spinell. Ein "Deutscher Diamant" ist nichts anderes als ein einfacher Bergkristall, also Quarz.
Eine lange Liste irreführender "Edelstein-Handelsnamen" findet sich hier.

M. Wipki (2020)

 

 

Literatur (zitiert)

Dahanayake, K. (1980): Modes of occurrence and provenance of gemstones of Sri Lanka. Mineralium Deposita, Vol. 15.

De Maesschalck , A.A. & Oen, I.S. (1989) Fluid and mineral inclusions in corundum from gem gravels in Sri Lanka - Mineral. Mag. 53, 5639-5645.

Dissanayake, C.B. (1995): Classification of gem deposits of Sri Lanka, Geol en Mijnbouw 74, 79-88.

Gunawardena, C.A. (2005): Encyclopedia of Sri Lanka, 2005, New Dawn Press, New Delhi.

Gunawardene, M. & Rupasinghe, M.S. (1986): The Elahera Gem Field in Central Sri Lanka, Inst. of America, (Internet).

Haberland , C. (2018): THICNES - The Highland-Vijayan Contact Zone Experiment in Sri Lanka. (Kooperationen Geological Survey and Mines Bureau (GSMB; Sri Lanka). https://www.gfz-potsdam.de/sektion/geophysikalische-tiefensondierung/projekte/thicnes-projekt-in-sri-lanka/

Kumar, P. et al. (2007): The rapid drift of the Indian tectonic plate. In: Nature. Band 449, 2007, S. 894-897, doi:10.1038/nature06214.

Lingenhöhl, D. (2016): Bislang weltgrößter Saphir ausgegraben, Spek.der Wissenschaft.

MadaMagazine (2013-2020): Der Rausch der Saphire.

Neukirchen, F. (2012) Edelsteine: Brillante Zeugen für die Erforschung der Erde, 262 S., Springer.

Ober, K. (2015): Ein Crash in Superzeitlupe, Website: https://www.helmholtz.de/erde_und_umwelt/ein-crash-in-superzeitlupe/

Osanai, Y., Sajeev, K., Nakano, N., Kitano, I. Kehelpanna, W.K.V., Kato, R. , Adachi, T. and S. P.K. Malaviarachchi (2016): UHT granulites of the Highland Complex, Sri Lanka I: Geological and petrological background, J. of Mineralogical and Petrological Sciences, 145-156.

Osanai, Y., Sajeev, K., Owada, M., Kehelpannala, K.V.W., Prame,W.K.B., Nakano, N. and Jayatileke, S. (2006): Metamorphic evolution of ultrahigh-temperature and high-pressure granulites from Highland Complex, Sri Lanka, Journal of AsianEarth Sciences, 28, 20-37.

Pêcher et al. (2002) zitiert in Neukirchen, F. (2012)

Takamura, Y. et al. (2015): Petrology and zircon U-Pb geochronology of metagabbro from the Highland Complex, Sri Lanka: Implications for the correlation of Gondwana suture zones, Jour.Asian Earth Sci., Vol. 13, Part 2, p 826-841, Elsevier

Weyer, J. (2010): Edelsteine und Edelsteinbergbau in Sri Lanka - Die National Gem and Jewellery Authority of Sri Lanka (NGJA).

 

Weiterführende Informationen

Erlebnisbericht zu Mineralien-Exkursionen in Sri Lanka (Ceylon) - im Juni 1985

https://lanka.at/Sri_Lanka_Edelsteinminen.html

Mineralienatlas - Fossilienatlas - Kapitel Lagerstätten:

 

Hintergrundbild: Stelzenfischer bei Weligama (Foto: M. Wipki).

 

Fachausdrücke:

- alluvial - Kurzform: Bezeichnung für junge Ablagerungen, wie beispielsweise junge Schwemmlandböden oder Auelehme in Niederungen. Alluvialböden oder Alluvionen sind junge Schwemmböden an Meeresküsten, Fluss- und Seeufern. Auch Gletscher können Alluvialböden ablagern. (Quelle: Mineralienatlas.de)

- eluvial - bedeutet „ausgewaschen“ oder durch natürliche Vorgänge geschlämmt. Dabei sind folgende Erscheinungen möglich: die Anreicherung bestimmter Stoffe durch Abfuhr (Auswaschung) des ursprünglich mit ihnen verbundenen Umgebungsmaterials. Typisches Beispiel ist die Bildung „eluvialer Seifen“. die Verarmung an bestimmten Stoffen und Mineralien durch deren Auswaschung aus der umgebenden Matrix. Typisch hierfür: Die chemische Auswaschung bestimmter Mineralien aus Bodenhorizonten. (Quelle: Mineralienatlas.de)