NEUSEELAND

 

Moeraki - Riesenmurmeln am Pazifikstrand



 


Steinkugeln am Strand von Moeraki © M. Huch



Gemessen an den Zigtausend Kilometern Strand, über die allein die Südinsel Neuseelands verfügt, sind die wenigen Kilometer nördlich und südlich von Moeraki Point kaum erwähnenswert. Und doch bieten sie Riesiges. Der Strand von Moeraki sieht aus, als hätten hier Riesen ihre Murmeln verloren.



Geäderte Steinkugel © M. Huch



Der Blick geht vom Küstenweg aus über die unendliche Weite des Pazifiks Richtung Südamerika. Der Himmel ist leicht verhangen, aber das Meer ist ruhig. Möwen wiegen sich im Wind. Auf dem Weg abwärts zum Strand ist es fast windstill, es riecht würzig. Die riesigen grauen Steinkugeln liegen am Strand verstreut bis ins Meer hinein. Die größten haben einen Durchmesser von über zwei Metern. Sie sind geädert wie Schildkrötenrücken und werden deshalb auch Schildkrötensteine genannt. Manche sind aufgebrochen und zeigen ein gelb-grau zerklüftetes Inneres.




Aufgebrochene Steinkugel © M. Huch

 

Die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, hielten die Steinkugeln für Überreste des sagenhaften Kanus Rai Te Uru, das auf seinem Weg Richtung Süden nahe bei dem heutigen Shag Point, südlich von Moeraki, auf Grund gelaufen sein soll. Die Kugelsteine sollen die Ladung des Kanus - runde Speisekörbe und Wasserbehältnisse aus ausgehöhlten Kürbissen, aber auch Saatkartoffeln der Kumara - darstellen. Am Shag Point gefundene Steinkugeln sind ungleichmäßiger geformt und kleiner als die von Moeraki und ähneln eher Kartoffeln als Murmeln. Dafür wurden hier zwei Saurierskelette gefunden, die heute im Geologischen Museum der Otago-Universität in Dunedin ausgestellt sind.



Steinkugel im Steilhang © M. Huch

 

Die riesigen Murmeln wurden nicht vom Meer angespült. Aber das Meer hat einen großen Anteil daran, dass die Steinkugeln hier am Strand vorkommen. Denn sie stecken in dem weichen Gestein, das den Strand wie eine Wand landwärts begrenzt. Das Wasser nagt an der Wand und legt so mit der Zeit die kleinen und großen Kugeln frei. Die größten Kugeln sind mindestens 4 Millionen Jahre alt, denn so lange hat es gedauert, bis aus einem kleinen, nur Zentimeter großen Kern aus organischem Material durch chemische Ausfällungsprozesse solche Riesenmurmeln wurden. Geologen nennen diese Art von Kugeln Mergelkonkretionen oder Septarien, und das Mineral, das die Kugeln aufbaut, besteht aus verschiedenen Kalkspat-Generationen.



Entstehung der Steinkugeln


Etwa zu der Zeit, als weltweit die Saurier auszusterben begannen, befand sich das weiche Gestein als schlammiges Sediment am Meeresboden. Überreste von Pflanzen und Muscheln sammelten sich an und grabende Tiere - Fische, Meereswürmer und Seeigel - durchmischten die ursprüngliche Schichtung. Um organisches Material als Kern kristallisierte im feuchten Sediment Kalkspat aus und bildete eine kugelförmige Knolle - wie bei einer Perle, bei der Opal um ein Sandkorn wächst. Bei genügendem Angebot von Kalk und Kalzium konnten sich über Tausende und Millionen von Jahren die Riesenkugeln bilden. Fast 40 Millionen Jahre später wurde der Ozeanboden mit den Knollen über den Meeresspiegel gehoben. Seitdem sorgt das Meer dafür, dass die Steinknollen freigelegt werden.

Zu finden sind die Riesenmurmeln am Strand von Moeraki, etwa 40 km südlich von Oamaru, auf dem Weg von Christchurch nach Dunedin. Am Parkplatz gibt es ein kleines Informationszentrum mit einem Shop für Karten, Filme und Souvenirs.

Monika Huch



 



© B. Hermann