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Schlammflut auf Java
Der Schlamm, der im Osten von Java aus dem Boden strömt, ist wahrscheinlich keine spätvulkanische Erscheinung, wie sie in Neuseeland oder in Yellowstone vorkommt. In geothermal aktiven Gebieten wird Grundwasser durch überhitzten Wasserdampf und vulkanische Gase aufgeheizt. Bei Druckentlastung schießt das heiße Wasser als Geysir in die Luft. An Stellen, wo der Boden reich an Vulkanasche, Ton oder anderen feinen Partikeln ist, vermischt sich das Wasser zu Schlamm und blubbert vor sich hin.
Bilder 1 + 2: Inferno Crater, Wai-o-tapu, Rotorua-Vulkangebiet,
Nordinsel Neuseelands
Die Vulkane Merapi, Bromo und Batok im Südosten von Java hängen mit der Subduktionszone zusammen, die durch den Sunda-Tiefseegraben im Süden von Java markiert wird. Das Hinterland im Norden dieser Vulkane senkt sich ein, wodurch ein Becken entsteht. Ein Teil dieses Beckens ist heute so weit aufgefüllt, dass es die Provinz Sidoarjo bildet. Solche Sedimentbecken stellen ideale Gebiete für die Bildung von Erdöl und Erdgas dar.
Eine schnelle Einsenkung des Beckens führt zu einer hohen Sedimentanhäufung. Sehr wasserhaltige Sedimente werden dadurch u.U. so schnell überlagert, dass das bei der Sedimentkompaktion freigesetzte Wasser nicht entweichen kann. In der Tiefe bleiben diese wasserreichen Sedimente dann unter der Auflast der überlagernden Sedimente unter hohem Druck erhalten. Falls diese Sedimente mit einem Bruch im Untergrund in Kontakt zur Erdoberfläche geraten - sei es während eines Erdbebens oder dadurch, dass sie unabsichtlich erbohrt werden - kann der eingeschlossene Schlamm entweichen.
Die Schlammflut von Sidoarjo könnte mit einem Erdbeben in Verbindung gebracht werden, das am 27. Mai 2006 im 300 Kilometer entfernten Yogyakarta 6000 Menschenleben forderte. In der Region Sidoarjo hatte das Beben noch eine Stärke von 2 auf der Richter-Skala. Mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit steht die unkontrollierbare Schlammflut aber mit einer Bohrung auf Erdgas im Zusammenhang, die am 28. Mai 2006 eine Tiefe von 3000 m erreicht hatte. Am 29. Mai 2006 quoll etwa 180 m vom Bohrloch entfernt der erste Schlamm aus dem Boden.
Auch Georg Delisle, Geophysiker der Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, hält einen
Zusammenhang zwischen der Bohrung und der Schlammflut für wahrscheinlich.
Er hat bereits andere Schlammvulkane untersucht, aber auch für ihn
ist die Schlammflut von Ostjava einzigartig. Er vermutet in etwa 3000
Metern Tiefe ein großes Schlammreservoir unter Ostjava und der Straße
von Madura. Das kann aus der hohen Temperatur des Schlamms, die beim Austritt
inzwischen ca. 100° C beträgt, sowie den schwefelhaltigen Gasen,
die dem Schlamm entweichen, abgeleitet werden. Ein weiteres Indiz für
eine großräumige Kammer im Untergrund, die sich langsam leert,
ist die seit wenigen Monaten zu beobachtende großräumige Absenkung
um rund 3 cm pro Monat.
Weitere Informationen im Internet: www.nature.com/news/2006/060828/full/060828-1.html
(Mud volcano floods Java; kostenpflichtig) www.planetark.org/dailynewsstory.cfm?newsid=38602
(Indonisia Disaster) de.wikipedia.org (Schlammtopf)
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