Der Gargano Nationalpark, Apulien,
Italien
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Der Gargano ist eine Halbinsel mit
einer Größe von etwa 2015 km2, der auch als "Sporn des italienischen
Stiefels" bezeichnet wird (Bild 1). Die kleine Stadt Vieste (Provinz Foggia)
an der ca. 150 km langen Ostküste des Gargano, ist ein ehemaliges
Fischerdorf und nunmehr deutlich durch den Tourismus geprägt.
Auffällig sind die weißen Kalkstein-Kliffs entlang dieser Küste. Dort findet man mehrere Meeresgrotten, wie etwa die Grotta dei due occhi, Grotta dei pomodori, Grotta dei contrabbandieri, Grotta Sfondata und andere. |
Bild 1. Bick aus dem All auf die Halbinsel Gargano. |
Die Bildung der Kalksteine erfolgte im Jura und in der Unteren
Kreidezeit. Der Gargano als Block wurde während des Jura
und der Kreide tektonisch gehoben. Deren Ränder sind durch
Verwerfungen gekennzeichnet, e.g. durch den Foggia Graben. Diese
Gräben isloierten letztlich den Gargano von den Gebirgsregionen
des italienischen Festlands. Im Garganogebiet gibt es zahlreiche stratigraphische und paläontoligische
Aufzeichnungen, die in Hinsicht auf die geologische Entwicklung
zwischen dem Mesozoikum und dem Quartär zu den besten im
gesamten Mittelmeerraum gehören. Details zur stratigraphischen Architektur findet man unter (für
Experten): Auch hatte man Bauxitvorkommen auf dem Gargano gefunden, siehe
Bauxitmine von San Giovanni Rotondo (Video
in Italienisch). Bauxite sind u.a. auch wichtige Klimaanzeiger.
Bauxit bildet sich vornehmlich unter subtropischen bis tropischen
Klimabedingungen mit ausreichenden Niederschlägen und einem
landschaftlichen Gefälle, die eine Abfuhr von v.a. des Siliziums
und andere löslichen Elementen bewirkten. Die aluminiumhaltigen
Verbindungen, wie Gibbsit, Böhmit, Diaspor, aber auch Hämatit
und Kaolinit wurden dadurch angereichert (Residualanreicherung).
Dies beschreibt in Kürze die Entstehung der meistern Bauxitvorkommen.
Interessant war auch die Entdeckung von prähistorischen Minen, in denen Flint (Feuerstein, Chert) gefördert wurden (Frühes Neolithikum bis frühe Bronzezeit). Wenigstens 20 Plätze hat man nachgewiesen. Zahlreiche Fossilienfunde zeugen von einer erstaunlichen Entwicklungsgeschichte des Gargano, als dieser isoliert vom Mutterland als Insel und dem Foggia-Graben (unterhalb der Meeresoberfläche) bestand. So fand man v.a. in den Kalksteinhöhlen Fossilien von Krokodilen, Schlangen, Schildkröten, Echsen. Diese Tiere fühlten sich v.a. in einem warmen Klima wohl. Freudenthal * spricht hier von einer Fauna, wie sie typisch ist für das untere Pleistozän, wie sie auch vielfach in Europa zu finden sind. Die Verkarstung des Gargano dürfte im Tertiär bis ins Miozän stattgefunden haben. Durch die Meerestransgession wurden erneut Sedimente abgelagert, sogenannte Kalkarenite über den Kalksteinlagen und in Spalten, wahrscheinlich im mittleren bis oberen Miozän. Kalkarenite sind Kalksteine mit mehr als 50% Sandkörner (0.0625 to 2 mm im Durchmesser) in ihrer Zusammensetzung. |
Blickfang im Küstenstädchen Vieste, ganz im Osten des
Gargano, ist der sogenannte Pizzomundo (Bild 2), eine 28
Meter hohe, geschichtete Kalksteinsäule (Brandungspfeiler).
Die Bänderung bzw. Schichtung im Felsen werden unter anderem
auch durch viele Lagen aus kryptokristallinem Quarz, sog. Chert
(Bild 3) markiert. Daneben gibt es auch sog. Stylolithe, die durch
lithostatischem Druck und Lösungserscheinungen von Mineralien
verursacht wurden - meist entlang von Schichtflächen. |
Bild 2. Pizzomundo - am Strand von Vieste, Gargano-Halbinsel (Foto. M. Wipki, 2024).
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M. Wipki, 2025
Il Gargano, un archivio della diversità geologica dal Mesozoico al Pleistocene *Freudenthal, Neogene vertebrates from Gargano, Italy. Scripta Geol. 3 (1971) Massimo Tarantini, Giacomo Eramo, Alessandro Monno and Italo Maria Muntoni (2013) Mining Practices and Archaeometric Characterisation. Carta geologica schematica del Gargano (modificata da Bosellini, Morsilli 1992; Morsilli et al. c.s. e dati non pubblicati. L'area di Rignano-Apricena è stata modificata da Pieri et al. c.s.). Scala dei tempi da International Stratigraphic Chart-IUGS (2009). ERAMO, Giacomo;MONNO, Alessandro (2016): The Gargano Promontory Flint: Mining Practices and Archaeometric Characterisation. The Gargano Promontory Flint Mining Practices and Archaeometric Characterisation (with G. Eramo, A. Monno, I. M. Muntoni) |