Der Gargano Nationalpark, Apulien, Italien



Der Gargano ist eine Halbinsel mit einer Größe von etwa 2015 km2, der auch als "Sporn des italienischen Stiefels" bezeichnet wird (Bild 1). Die kleine Stadt Vieste (Provinz Foggia) an der ca. 150 km langen Ostküste des Gargano, ist ein ehemaliges Fischerdorf und nunmehr deutlich durch den Tourismus geprägt.
Auffällig sind die weißen Kalkstein-Kliffs entlang dieser Küste. Dort findet man mehrere Meeresgrotten, wie etwa die Grotta dei due occhi, Grotta dei pomodori, Grotta dei contrabbandieri, Grotta Sfondata und andere.

 


Bild 1. Bick aus dem All auf die Halbinsel Gargano.
Bild von der ISS. Gargano's photograpy made on 10-05-2011 by Paolo Nespoli on International Space Station using a Nikon D2Xs / PD-NASA. Credit: ESA/NASA (238D3808) (Original text : free to use) Quelle: Wikipedia

 


Geologie

Die Halbinsel Gargano ist Teil eines großen Kalksteinplateaus. Wie oft in solchen Gebieten, findet man zahlreiche Karsterscheinungen, von Höhlen bis hin zu großen Dolinen (Karsttrichter). Zwei dieser Dolinenreihen gehören zu den größten in Europa (Doline Pozzantina - Koordinaten: 41.7841631 /15.5596236, Google maps, Straße SP48). Insgesamt scheint es die ungeheure Zahl von ca. 4.000 Dolinen zu geben.

Die Bildung der Kalksteine erfolgte im Jura und in der Unteren Kreidezeit. Der Gargano als Block wurde während des Jura und der Kreide tektonisch gehoben. Deren Ränder sind durch Verwerfungen gekennzeichnet, e.g. durch den Foggia Graben. Diese Gräben isloierten letztlich den Gargano von den Gebirgsregionen des italienischen Festlands.

Aufgrund von Fossilien und deren Vergleich mit dem damaligen Festland konnte gezeigt werden, dass eine bis zum mittleren Miozän bestehende Landbrücke zwischen dem Gargano und dem Festland einbrach (Wikipedia). Die Wirbeltierfauna unterschied sich demnach deutlich von dem des Festlandes und führte u.a. zum sogenanntem Inselgigantismus, d.h. die Größe von Tierarten aber auch die von Samen und Blüten von Pflanzen, erreichten eine außergewöhnliche Größe.

Im Garganogebiet gibt es zahlreiche stratigraphische und paläontoligische Aufzeichnungen, die in Hinsicht auf die geologische Entwicklung zwischen dem Mesozoikum und dem Quartär zu den besten im gesamten Mittelmeerraum gehören.
Eine geologische Karte des Garganos von M. Morsilli, 2012 findet man hier....

Details zur stratigraphischen Architektur findet man unter (für Experten):
https://www.researchgate.net/figure/Lithostratigraphic-correlation-scheme-of-the-Lower-Cretaceous-formations-in-the-southern_fig2_221956345

Auch hatte man Bauxitvorkommen auf dem Gargano gefunden, siehe Bauxitmine von San Giovanni Rotondo (Video in Italienisch). Bauxite sind u.a. auch wichtige Klimaanzeiger. Bauxit bildet sich vornehmlich unter subtropischen bis tropischen Klimabedingungen mit ausreichenden Niederschlägen und einem landschaftlichen Gefälle, die eine Abfuhr von v.a. des Siliziums und andere löslichen Elementen bewirkten. Die aluminiumhaltigen Verbindungen, wie Gibbsit, Böhmit, Diaspor, aber auch Hämatit und Kaolinit wurden dadurch angereichert (Residualanreicherung). Dies beschreibt in Kürze die Entstehung der meistern Bauxitvorkommen.

Im Laufe der Erdgeschichte wurden auch Teilbereiche des Kalksteins metamorph in Marmor umgewandelt (e.g. Gemeinde Apricena, südl. des Lago di Lésina).

Interessant war auch die Entdeckung von prähistorischen Minen, in denen Flint (Feuerstein, Chert) gefördert wurden (Frühes Neolithikum bis frühe Bronzezeit). Wenigstens 20 Plätze hat man nachgewiesen.

Zahlreiche Fossilienfunde zeugen von einer erstaunlichen Entwicklungsgeschichte des Gargano, als dieser isoliert vom Mutterland als Insel und dem Foggia-Graben (unterhalb der Meeresoberfläche) bestand. So fand man v.a. in den Kalksteinhöhlen Fossilien von Krokodilen, Schlangen, Schildkröten, Echsen. Diese Tiere fühlten sich v.a. in einem warmen Klima wohl. Freudenthal * spricht hier von einer Fauna, wie sie typisch ist für das untere Pleistozän, wie sie auch vielfach in Europa zu finden sind.

Die Verkarstung des Gargano dürfte im Tertiär bis ins Miozän stattgefunden haben.

Durch die Meerestransgession wurden erneut Sedimente abgelagert, sogenannte Kalkarenite über den Kalksteinlagen und in Spalten, wahrscheinlich im mittleren bis oberen Miozän. Kalkarenite sind Kalksteine mit mehr als 50% Sandkörner (0.0625 to 2 mm im Durchmesser) in ihrer Zusammensetzung.


Blickfang im Küstenstädchen Vieste, ganz im Osten des Gargano, ist der sogenannte Pizzomundo (Bild 2), eine 28 Meter hohe, geschichtete Kalksteinsäule (Brandungspfeiler). Die Bänderung bzw. Schichtung im Felsen werden unter anderem auch durch viele Lagen aus kryptokristallinem Quarz, sog. Chert (Bild 3) markiert. Daneben gibt es auch sog. Stylolithe, die durch lithostatischem Druck und Lösungserscheinungen von Mineralien verursacht wurden - meist entlang von Schichtflächen.
Die langgestreckte Felswand im Hintergrund weist diese Chertlagen ebenfalls auf.
An anderer Stelle weiter südlich von Vieste findet man hingegen mehr rundliche Chertkonkretionen im Kalkstein, die Bänderung fehlt oft. .

Bild 2. Pizzomundo - am Strand von Vieste, Gargano-Halbinsel (Foto. M. Wipki, 2024).


Bild 3. Chertlagen im Kalkstein. (Foto. M. Wipki, 2024)

M. Wipki, 2025



Literatur:

Il Gargano, un archivio della diversità geologica dal Mesozoico al Pleistocene

*Freudenthal, Neogene vertebrates from Gargano, Italy. Scripta Geol. 3 (1971)

Massimo Tarantini, Giacomo Eramo, Alessandro Monno and Italo Maria Muntoni (2013) Mining Practices and Archaeometric Characterisation.

Carta geologica schematica del Gargano (modificata da Bosellini, Morsilli 1992; Morsilli et al. c.s. e dati non pubblicati. L'area di Rignano-Apricena è stata modificata da Pieri et al. c.s.). Scala dei tempi da International Stratigraphic Chart-IUGS (2009).

ERAMO, Giacomo;MONNO, Alessandro (2016): The Gargano Promontory Flint: Mining Practices and Archaeometric Characterisation.

The Gargano Promontory Flint Mining Practices and Archaeometric Characterisation (with G. Eramo, A. Monno, I. M. Muntoni)