4.2.6.2 Chemische Zusammensetzung der Alunite
Alunit ist ein Endglied einer größeren Gruppe von Sulfaten
mit der allgemeinen Formel AB3(SO4)2(OH)6. Alunit und einige andere Mineralphasen
dieser Gruppe bilden eine vollständig mischbare isomorphe Reihe, von der
Natroalunit und Jarosit die häufigsten Vertreter sind (BIRD et al. 1989).
Weitere diadoche Beziehungen bestehen zu den Phosphaten (APS-Minerale)
und den Arsenaten.
Das K:Na-Verhältnis im Alunit und Natroalunit läßt sich
nach CUNNINGHAM & HALL (1976), wenn auch ohne hohe Genauigkeit, einfach
und schnell mit der Röntgendiffraktometrie bestimmen. Die Atomprozente
Na bzw. K sind direkt proportional zu den 2 Theta-Werten im Röntgendiagramm,
wobei abnehmende Kaliumgehalte eine Verschiebung der Hauptinterferenzen
zu höheren Winkelwerten bewirken (Abb. 91).
Untersucht wurden alunitreiche Proben vom Jebel Abu Tuyur
und Jebel Umm Barakit. Zum Vergleich wurde zudem eine natriumreiche Alunitprobe
von Hawaii in die Messungen miteinbezogen. Als interner Standard für die
Winkelmessung diente Quarz. Um annähernd reine Alunitphasen zu erhalten,
wurden ausgewählte Proben in Anlehnung an die Methode von NORRISH (1968)
chemisch mit konzentrierter Flußsäure 3 Stunden lang behandelt. Hierdurch
konnten die Kaolinit- und Opal-CT-Anteile eliminiert werden. Das nahezu
reine Alunitkonzentrat zeigt im Röntgendiagramm (Abb. 92) für die jeweiligen
Hauptinterferenzen eine Aufspaltung in zwei Reflexe, bedingt durch die
gegenseitige Substitution von K+ und Na+ im Kationenkomplex. Die Reflexe
für K-Alunit weisen hierbei, in Übereinstimmung mit den chemischen Gehalten,
deutlich höhere Intensitäten auf.

Abb. 91: Röntgendiffraktometrische Bestimmung
des
K-Na-Verhältnisses im Alunit nach CUNNINGHAM & HALL (1976).
Abb. 92: Röntgeninterferenzen eines Alunitkonzentrates
(K = Kalium-Alunit, Na = Natrium-Alunit; Probe 2328 J. Abu Tuyur).
Die untersuchten Alunitproben liegen im Diagramm in einem
Intervall zwischen 86 und 98 Atom-% Kalium und entsprechen somit einem
K-Alunit. Der erste Hauptreflex des Alunitkonzentrats
zeigt nahezu 100 Atom-% Kalium, während der zweite Hauptreflex einem Gehalt
von ca. 70 Atom-% Na entspricht. Berücksichtigt man die unterschiedlichen
Intensitäten beider Reflexe, so ergibt sich ein rechnerischer Mittelwert
von wiederum ca. 90 Atom-% Kalium. Als Vergleich wurden anhand der RF-Analysen
des Gesamtgesteins die Verhältnisse von Na+ zu K+ im Alunit berechnet
(Tab. 29).
Probe |
RFA-Gesamtgestein
Masse-%
|
|
RFA-Gesamtgestein
Mol-Verh.
|
RFA-Gesamtgestein
Atom-%
|
|
. |
Na2O |
K2O |
Na2O |
K2O |
Na2O : K2O |
Na+ |
K+ |
Na+ |
K+ |
1888 |
0,45
|
3,14
|
0,0073
|
0,0333
|
0,22 : 1
|
16,3
|
83,7
|
1,58
|
98,72
|
1891 |
0,20
|
3,11
|
0,0032
|
0,0330
|
0,10 : 1
|
8,0
|
92,0
|
1,58
|
98,72
|
1892 |
0,27
|
1,35
|
0,0044
|
0,0143
|
0,30 : 1
|
21,4
|
78,6
|
5,70
|
94,30
|
1894 |
0,28
|
3,39
|
0,0045
|
0,0360
|
0,12 : 1
|
10,0
|
90,0
|
4,75
|
95,25
|
2327 |
1,13
|
6,58
|
0,0182
|
0,0698
|
0,26 : 1
|
18,9
|
81.1
|
14,56
|
85,44
|
2328 |
0,41
|
2,62
|
0,0066
|
0,0278
|
0,24 : 1
|
17,6
|
82,4
|
13,61
|
86,39
|
2335 |
0,40
|
4,10
|
0,0064
|
0,0435
|
0,15 : 1
|
11,7
|
88,3
|
11,39
|
88,61
|
. |
.
|
.
|
.
|
.
|
.
|
.
|
.
|
.
|
.
|
5097 |
0,23
|
0,30
|
0,0037
|
0,0031
|
1,17 : 1
|
51,1
|
48,9
|
69,62
|
30,38
|
Tab. 29: Errechnete und röntgendiffraktometrisch bestimmte
Verhältnisse von Na:K für alunitreiche Proben vom Jebel Abu Tuyur
und Jebel Umm Barakit (Probe 5097 = Vergleichsprobe von Hawaii, Kilauea
Krater, Sulphur Banks). |
Tendenziell stimmen die errechneten mit den
röntgendiffraktometrisch ermittelten Gehalten überein. Letztere weisen
jedoch etwas höhere Na-Gehalte auf, was auf die Ungenauigkeit der Methode
zurückzuführen ist.
An einer Probe vom Jebel Abu Tuyur wurden Mikrosondenanalysen
bei 15 kV an einzelnen Alunitkristallen durchgeführt. Es ließen sich im
Vergleich zur idealen Zusammensetzung, auch unter Berücksichtigung der
Aluminiumsubstitution durch Eisen, Defizite beim Al2O3 feststellen, die
auf zu geringe Bestrahlungsenergie zurückzuführen sind (Tab. 30). Fünf
zusätzliche Messungen bei 20 kV ergaben durchschnittliche Gehalte für
Al2O3 = 36,33%, P2O5 = 0,17% und BaO = 0,28%.
Messung
|
K2O
%
|
Na2O %
|
K2O + Na2O %
|
CaO %
|
Fe2O3 %
|
Al2O3
%
|
SO3
%
|
Summe
%
|
1
|
8,74
|
2,80
|
11,44
|
0,01
|
1,12
|
33,59
|
39,33
|
85,58
|
2
|
8,25
|
1,82
|
10,00
|
0,03
|
0,95
|
34,25
|
38,88
|
84,18
|
3
|
9,31
|
1,23
|
10,47
|
0,03
|
1,08
|
34,54
|
40,21
|
86,41
|
4
|
8,28
|
1,73
|
9,94
|
0,04
|
1,24
|
34,61
|
39,67
|
85,56
|
5
|
6,28
|
1,21
|
7,45
|
0,03
|
1,31
|
37,64
|
39,11
|
85,57
|
6
|
8,77
|
2,63
|
11,38
|
0,08
|
1,08
|
33,15
|
37,91
|
83,63
|
7
|
7,27
|
2,80
|
10,02
|
0,00
|
1,34
|
34,70
|
39,58
|
85,69
|
8
|
9,07
|
1,51
|
10,58
|
0,01
|
1,65
|
32,07
|
39,35
|
83,66
|
.n
|
theor. Gehalte K-Alunit
|
theor. Gehalte Na-Alunit
|
arithm.
Mittel
|
Stand.-Abw.
|
Minimum
%
|
Maximum
%
|
n
|
K2O
|
11,37
|
.
|
8,25
|
1,01
|
6,28
|
9,31
|
8
|
Na2O
|
.
|
7,79
|
1,97
|
0,68
|
1,21
|
2,80
|
8
|
CaO
|
.
|
.
|
0,03
|
0,03
|
0,00
|
0,08
|
8
|
Fe2O3
|
.
|
.
|
1,22
|
0,22
|
0,95
|
1,65
|
8
|
Al2O3
|
36,92
|
38,42
|
34,32
|
1,61
|
32,07
|
37,64
|
8
|
SO3
|
38,66
|
40,23
|
39,26
|
0,67
|
37,91
|
40,21
|
8
|
Summe
|
86,95
|
86,44
|
85,04
|
1,05
|
83,63
|
86,41
|
8
|
H2O
|
13,05
|
13,56
|
14,96*
|
1,05
|
13,59*
|
16,37*
|
8
|
Summe
|
100,00
|
100,00
|
100,00
|
.
|
.
|
.
|
8
|
Tab. 30: Mikrosondenanalysen von Alunitkristallen -
Probe 1888 Jebel Abu Tuyur. (Messung bei 15 kV; n = 8; Angaben in
Masse-%; * Differenz zu 100%; theoretische Gehalte nach HALL (1978)).
|
Das Ergebnis der Analyse zeigt, daß der kaliumreiche Alunit
neben Na+ auch gering durch Fe3+, Ba2+
und Ca2+ und untergeordnet auch durch PO43-
substituiert ist. Im Vergleich zu einer idealen Zusammensetzung besteht
bei den Kationen ein leichtes Defizit, was sehr wahrscheinlich durch H3O+
ausgeglichen wird. Nach Parker (1962) kann Hydronium ca. 15% der Kationen
K+ bzw. Na+ substituieren.
Die meisten der idiomorph ausgebildeten Alunitkristalle
zeigen einen Zonarbau. Die Ursache hierfür kann in einem periodischen
Wechsel der Stoffzufuhr während des Kristallwachstums liegen. Auch Alternieren
von Mineralwachstum und -auflösung infolge Über- und Untersättigung kann
zu einem rhythmischen Zonarbau führen (RÖSLER 1988). Das Sekundärelektronenbild
(Abb. 93) mit den dazugehörigen Elementverteilungen sowie ein Mikrosondenmeßprofil
über den Alunitkristall (K, Na, S) machen deutlich, daß der Alunitkristall
einen natriumreichen Kern besitzt, der nach außen hin in K-Alunit übergeht.

Abb. 93: Zonarbau in einem Alunitkristall
mit den zugehörigen Elementverteilungen
und Mikrosondenmeßprofil (Probe 1888 - Jebel Abu Tuyur).
Auch GOO CHO & JIN KIM (1993) beschreiben zonierte, hydrothermal
gebildete Alunitkristalle, die in Paragenese mit opalführenden Kaolinen
(porcelain clay), Dickit, Quarz und Baryt in Form massiger Bildungen sowie
als Hohlraum- und Kluftfüllungen auftreten. Die Zonierung ist, wie im
Fall der Gedaref-Alunite, auf die rhythmische Verteilung von Kalium und
Natrium im Kristall zurückzuführen und wird durch Fluktuationen in der
Zusammensetzung der hydrothermalen Lösung bzw. durch einen Wechsel der
Lösungszusammensetzung infolge rascher Ausfällung der stabileren K-Alunit-Phasen
erklärt. HEDENQUIST et al. (1994) konnten hypogen gebildete, zonierte
Alunitkristalle in den Alterationszonen von Cu-Au-Sulfiderzkörpern nachweisen.
Im Nansatsu Distrikt (Japan) treten ebenfalls hypogene Alunite auf, deren
Kern jedoch aus Woodhouseit [CaAl3(OH)6/SO4,PO4]
besteht und nach außen in Alunit und Natroalunit übergehen.
|