Könnte es sich bei den vor der Südküste Neuseelands gesichteten Eisbergen auch um den Eisberg B-15 handeln? Diese Möglichkeit schließt Dr. Detlef Damaske von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover zumindest nicht aus. Dr. Mike Williams vom National Institute of Water and Atmospheric Research (Niwa) in Wellington, Neuseeland, hält die Eisberge vor Neuseeland für Reste des im Mai 2000 durch Kalbung vom Ronne-Schelfeis im Weddellmeer entstandenen Eisbergs A-43, wie das Hamburger Abendblatt vom 16.11.2006 berichtet. A-43 war im Mai 2000 rund 5500 km2 groß und bewegte sich seitdem in nördliche und dann - mit dem Zirkumantarktischen Strom - in östliche Richtung.
Der Eisberg B-15 brach im März 2000 vom Ross-Schelfeis nahe Roosevelt Island ab und hatte mit ca. 295 km Länge und 37 km Breite (= ca.11.000 km2) die doppelte Größe von A-43. Damit war B-15 der größte jemals registrierte Eisberg. Seine Dicke wurde auf ca. 200-350 m geschätzt. Immerhin ragten davon auf der einen (ehemals seeseitigen) Seite noch 20 bis 40 m, auf der anderen (ehemals landseitigen) Seite sogar 40 bis 60 m über den Meeresspiegel auf. Zeitweilig blockierte B-15 beinahe die Zufahrt zur US-amerikanischen Station McMurdo, trieb dann aber weiter nach Norden. Im Januar 2005 näherte sich B-15 der Zunge des Drygalski-Gletschers, südlich der italienischen Station Mario Zucchelli (früher Terranova) und passierte sie im Laufe des Mai 2005. Ende Oktober/Anfang November 2005 umrundete B-15 Cape Adare und bewegte sich, wie vermutet, mit der Ostwind-Drift nahe der Küste Richtung Westen. Die letzte Position von B-15 und seinen Trümmern B-15K sowie B-15M bis B-15Q zeigt die Eisberge am 3. April 2006 nahe des Matusevich-Gletschers (Oates Land) auf dem Weg zur Mawson-Halbinsel und damit nahe des Zirkumantarktischen Stroms.
Könnte B-15 also in den folgenden 7 1/2 Monaten in neuseeländische Gewässer gedriftet sein? Bei einer Strömungsgeschwindigkeit des Zirkumantarktischen Stroms von bis zu 7 km pro Stunde könnte B-15 oder Teile von ihm diesen Weg im offenen Wasser durchaus geschafft haben. Der größte vor Neuseeland gesichtete Eisberg war 200 m lang und 50 m hoch, als er Anfang November 2006 von Piloten der neuseeländischen Luftwaffe bei Routinebefliegungen nur noch 43 Seemeilen von der Küste entfernt gesichtet wurde.
Das Abbrechen von Eisbergen, auch solch großen, ist ein normaler Vorgang im Schelfeis. Die Gletscher aus dem Landesinneren fließen über den Punkt hinaus, an dem das Eis auf dem Grund aufliegt, und das Eis beginnt zu schwimmen - so genanntes Schelfeis. Entlang von Brüchen im Eis können größere oder kleinere Eisstücke abbrechen (kalben) und als Eisberge in die Meeresströmung gelangen.
Weitere Informationen im Internet: earth.esa.int (Envisat: Antarctica B-15A iceberg monitoring in Ross Sea) www.abendblatt.de/daten/2006/11/16/639948.html www.atsr.rl.ac.uk (Antarctic: B-15 Iceberg - One of the largest icebergs ever seen) www.awi.de (Presse/zum Abbruch von A-43 vom Filchner-Ronne-Schelfeis) www.natice.noaa.gov/products/iceberg/index.htm (aktuelle Position von Eisbergen mit Bild) |