1.2.2 Bauxit
Zwischen den Tongesteinen und den Bauxiten bestehen enge
genetische Beziehungen. Nach BARDOSSY (1976) ist der Übergang vom Ton
zum Bauxit so kontinuierlich, dass man eigentlich keine natürliche petrographische
Grenze festsetzen kann.
Der Name Bauxit stammt von der südfranzösischen Stadt Les
Beaux, wo Berthier 1821 erstmals aluminiumreiche Verwitterungsprodukte,
die er als Bauxite bezeichnete, analysierte. Sie gehören zur Klasse der
lateritischen Gesteine und zeichnen sich insbesondere durch die Anreicherung
freier Aluminiumhydroxide aus. Der Begriff Laterit, erstmals von BUCHANAN
(1807) eingeführt, wurde von SCHELLMANN (1982, S. 37) im Rahmen des IGCP-Projekts
129 "Lateritisation Processes" neu definiert: "Laterite sind Produkte
intensiver, subaerischer Gesteinsverwitterung. Sie bestehen überwiegend
aus Mineralgemengen von Goethit, Hämatit, Al-Hydroxiden, Kaolinit-Mineralen
und Quarz. Das Verhältnis SiO2 : Al2O3+Fe2O3 eines Laterits muss kleiner
als das des kaolinisierten Ausgangsgesteins sein, in dem das gesamte Al2O3
des Ausgangsgesteins in Form von Kaolinit, das gesamte Fe2O3 in Form von
Eisenoxiden vorliegt und das nicht mehr SiO2 enthält als im Kaolinit und
im primären Quarz gebunden ist." Eine auch in dieser Arbeit verwendete
Untergliederung der Laterite, Bauxite, Kaoline und der assoziierten Übergangsgesteine
nach BARDOSSY & ALEVA (1990) ist in Abb. 1 dargestellt.

Abb. 1: Gliederung der
lateritischen Gesteine (BARDOSSY & ALEVA 1990).
VALETON (1986) gliedert die Verwitterungsgesteine,
je nach Vorherrschen von Aluminium, Eisen oder Silizium, in Allite, Ferrallite,
Siallite und Fersiallite, wobei die Bauxite in die Klasse der Allite und
Ferrallite einzuordnen sind.
Der Mineralbestand der Bauxite setzt
sich vor allem aus Gibbsit (Hydrargillit, Al(OH)3), Böhmit
(?-AlOOH) und Diaspor (a-AlOOH) sowie aus nicht kristallinen aluminiumhaltigen
Gelen zusammen. Untergeordnet treten Bayerit (a -Al(OH)3),
Nordstrandit (ß-Al(OH)3) und Korund (Al2O3)
auf. Weitere Komponenten sind Goethit, Hämatit, Magnetit, Maghemit, Titanoxide,
teilweise Phosphate, Quarz und vor allem Tonminerale der Kaolinitgruppe
sowie untergeordnet auch Minerale der Chlorit-Gruppe (PATTERSON 1967).
Die Bauxitbildung ist an intensive chemische
Verwitterungsbedingungen geknüpft, die nur bei warm-humidem Klima mit
hohen Niederschlägen auftritt. Bauxitvorkommen können deshalb als Paläoklimaanzeiger
dienen. Entsprechend den klimatischen Bedingungen sind beispielsweise
die alttertiären Bauxite hauptsächlich in einem Gürtel bis zu 30° nördlich
und 30° südlich um den Äquator zu finden. Wie bei der Kaolinbildung sind
neben dem Klima zusätzliche Faktoren für die Bauxitgenese von entscheidender
Bedeutung. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die Intensität der Drainage,
die Permeabilität des Ausgangsgesteins und die Lage der Grundwasseroberfläche,
die wiederum mit der geomorphologischen Position des Verwitterungshorizonts
verknüpft ist. Ein moderates topographisches Relief mit geringer Erosionsrate
und eine ausreichende Zeitspanne tektonischer Ruhe sind für die Bauxitgenese
notwendig. Auch eine dichte Vegetationsdecke, wie sie in den Tropen vorhanden
ist, begünstigt die Bauxitbildung. Bei der Zersetzung der Pflanzen werden
organische Säuren frei, die den Verwitterungsprozess fördern. Zudem schützt
die Vegetationsdecke vor Erosion und beschränkt die Evaporation (BUTTY
& CHAPALLAZ 1984, ECKHARDT 1985, VALETON 1972).
Die chemische Zusammensetzung des Ausgangsgesteins
hat dagegen eine geringere Bedeutung. Die meisten Bauxitlagerstätten haben
sich aus Gesteinen gebildet, die eine große Verbreitung an der Erdoberfläche
zeigen und nicht unbedingt aus Gesteinen, die einen bereits ursprünglich
sehr hohen Aluminiumgehalt besaßen, wie z.B. Nephelin-Syenite (PATTERSON
1967, BARDOSSY 1989).
Die Bildung freier Aluminiumphasen erfolgt
hauptsächlich über einen Zwischenschritt, bei dem zunächst Kaolinit gebildet
wird. Anhaltende oder zunehmende Verwitterungsintensität, einhergehend
mit einer zusätzlichen Abfuhr von SiO2 und anderen Elementen sowie einer
partiellen Mobilisierung des Aluminiums und des Eisens, führen schließlich
zur Bauxitbildung. Aber auch die weniger häufige "direkte" Bauxitisierung,
also die unmittelbare Umwandlung der Alumosilikate in Gibbsit wurde von
verschiedenen Autoren beschrieben (u.a. MILLOT 1964, YOUNG & STEVEN 1965,
SHERMAN et al. 1967).
Unter welchen spezifischen Bedingungen
Gibbsit, Böhmit oder Diaspor kristallisieren, scheint bislang nicht vollständig
geklärt. LAHODNY-SARC (1981) geht davon aus, dass das initiale Präzipitat
ein amorphes Alumogel darstellt, welches zu Pseudoböhmit kristallisiert.
Die Transformation von Pseudoböhmit in Gibbsit durch Hydratation im sauren
Milieu wird von WEFERS & BELL (1972) als eine Art Lösungs-Wiederausfällungsreaktion
nach folgendem Schema beschrieben: Al(OOH) + H2O + (OH)- --> Al(OH)4-
--> Al(OH)3 + (OH)-. Die Bildung von Gibbsit oder Böhmit ist nach TARDY
& NAHON (1985), TARDY et al. (1988) und TROLARD et al. (1990) hauptsächlich
eine Funktion der Wasseraktivität. Ob jedoch Böhmit oder Diaspor gebildet
wird, scheint auch vom Bildungsmilieu abzuhängen. VALETON (1986) beschreibt
mesozoische Bauxite in Griechenland, in denen sich Diaspor in einer späteren
Phase der Deferrikation und Desilifikation unter niedrigen Redox-Bedingungen
und relativ guter Drainage gebildet hat. KELLER (1964) berichtet von einigen
Bauxitvorkommen, in denen die Minerale Gibbsit, Böhmit und Diaspor nebeneinander
auftreten, was zu dem Schluss führen mag, dass es keine signifikanten
Unterschiede im Bildungsmilieu geben kann (HSU 1977). Tatsache ist, dass
die meisten tertiären und quartären Bauxite vorwiegend Gibbsit enthalten,
während die mesozoischen bis paläozoischen Bauxite häufiger Böhmit und
Diaspor enthalten. Wie experimentell nachgewiesen wurde, kann sich Gibbsit
durch Dehydratation schon bei Temperaturen zwischen ca. 150 °C und 200
°C in Böhmit umwandeln (NEWSOME et al. 1960, HSU 1977). Ein diagenetischer
Prozess in diesem Temperaturbereich würde die meisten anderen Mineralphasen
nicht merklich beeinflussen. In wässrigem Medium scheint Gibbsit die stabilere
Phase zu sein (GARRELS & CHRIST 1965). HSU (1967) und CHESWORTH (1972)
ziehen auch die Möglichkeit in Betracht, dass sich Böhmit in einem salinaren
Environment bildet und über lange Zeit stabil bleibt, sofern eine Transformation
zu Gibbsit durch ein trockenes Milieu verhindert wird.
Allgemein wird die Gliederung der Bauxite
nach unterschiedlichen Schwerpunkten wie Genese, Akkumulationsflächen,
geotektonische Position, Lithologie des Ausgangsgesteins oder auch verschiedene
Kombinationen der genannten Faktoren vorgenommen (BARDOSSY 1982, HILL
& OSTOJIC 1984). VALETON (1986) unterscheidet drei Bauxittypen:
- In-situ-Bauxite entstehen direkt auf dem
kristallinen oder sedimentären Ausgangsgestein (Residualbauxit).
- Umgelagerte Bauxite finden sich zumeist in der Nähe der ursprünglichen
Bildung (Laterite Derivative Facies = LDF) (GOLDBERY 1979).
- Karstbauxite werden ebenfalls als Umlagerungsprodukte interpretiert,
die in Karsthohlformen eingespült wurden. Früher war man der Ansicht,
dass sich diese Bauxite direkt als Residium aus dem Kalkstein gebildet
haben (BARDOSSY 1982).
Die Klassifikation von GRUBB (1973) hingegen
basiert auf der geomorphologischen Situation sowie der Lage der Grundwasseroberfläche
und führt zu einer Unterteilung in "high- und low-level"-Bauxite. BARDOSSY
(1982) unterscheidet zwischen Laterit-Bauxiten und Karst-Bauxiten.
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